Auch ÖFB-Sportchef Willi Ruttensteiner bemühte sich Donnerstag Abend die eine Autostunde von Wien ins Burgenland nach Ritzing. Ins Sonnensee-Stadion, das die Heimstätte des U21-Teams im Kampf um die erste Qualifikation für die Euro-Endrunde gegen Russland, Serbien, Mazedonien, Armenien und Gibraltar werden soll. Eine Anlage mit VIP-Sitzen, Logen, drei gedeckten Tribünen für 5000 Zuschauer in einem Sportzentrum wie sie mancher Bundesligaklub nicht zur Verfügung hat. In der 902 Einwohner-Gemeinde im Bezirk Oberpullendorf agiert mit Robert Hochstaffl ein Manager, der in Kurt Jaras Erfolgsära beim FC Tirol von 1999 bis 2001 in dieser Funktion tätig war. Aber der Klub mit dieser beeindruckenden Anlage stieg jetzt freiwillig aus der Regionalliga Ost ab. Daher erinnert Ritzing ein wenig an eine moderne, burgenländische Stadion-Version des Turmbaus zu Babel.
Gibraltars U21-Team begleiteten vier Fans zu seinem ersten Bewerbspiel ins Burgenland. Groß-Handball nannte es Österreichs U 21-Teamchef Werner Gregoritsch, was da beim3 :0 (1:0)-Pflichtsieg geboten wurde. Leckerbissen war´s keiner, der zu sehen war. Gibraltar mit allen zehn Feldspielern hinter dem Ball. Eine Menschenmauer am eigenen Strafraum, gegen die Österreich Hoffnungen zu wenig eins zu eins-Duelle an den Flanken gewannen, um hinter die Abwehr zu kommen. Aber irgendwie mussten die Tore von Bayern-Jugprofi Marco Friedl (zum Glück schon nach sechs Minuten), Dresden-Neuzugang Sascha Horvath und Austria-Talent Dominik Prokop (erst in der Nachspielzeit) fallen. Tormann Osman Hadzikic bekam keinen Ball zu halten. Die drei Punkte zählen, aus, vorbei.
Gibraltars Spieler waren in jeder Hinsicht überfordert. Ab der 60. Minute plagten sie sozusagen im Minutentakt Krämpfe, einmal sogar fünf gleichzeitig. Hätte der georgische Schiedsrichter pro Krampf 30 Sekunden nachspielen lassen, hätte das Match weit über 100 Minuten gedauert. Er beließ bei 95. Zweifelsohne hat auch die neue U21 Spieler mit Potenzial für die Nationalmannschaft. Gregoritsch nannte Friedl, mit Hannes Wolf den jüngsten aus Salzburgs Youth League-Sidgertruppe oder seinen Kapitän Philipp Lienhart.
Und dazu fehlten ja noch einige, mit denen die Mannschaft stärker wird. Rapid sass im Sonnensee-Stadion nur auf der Tribüne: Max Wöber wenige Tage vor seiner mündlichen Matura wegen einer Knöchelverletzung, gegen Russland oder Serbien hätte er schon gespielt. Dann noch der erkrankte Manuel Thurnwald und Philipp Malicsek, der mit einem Muskelfaserriss zumindest vier Wochen ausfällt, damit auch für die Saisonvorbereitung. Dass Rapid ihn verleihen will, erfuhr er aus den Medien. Kein guter Stil? Rapid behauptet, dass Sportchef Fredy Bickel nie medial kommunizierte, dass Malicsek verliehen werden soll. Der verletzte Salzburger Mittelfeldmotor Xaver Schlager, dessen Vertrag der vierfache Doublegewinner bereits bis 2021 verlängerte, wird auch ein wesentlicher Faktor sein, dass die Mannschaft zu ähnlicher Stärke findet wie ihre Vorgänger, die erst im Playoff an Spaien scheiterten, ohne gegen den Favorit verloren zu haben.
Lienhart zeigte auch im zentralen Mittelfeld, dass er die Zentralfigur dieser Mannschaft ist. Viele Ballkontakte, viele Bälle selbst erobert. Ganz zufrieden war der ehrgeizige Niederösterreicher nicht, er sieht sich im Abwehrzentrum am stärksten. Die Ansicht teilt Freiburgs Kulttrainer Christian Streich, den Lienhart bereits letzte Woche traf. Als er am Flug von Madrid nach Wien in Zürich Zwischenstation machte. Freiburg erzielte am Donnerstag mit 20 millionen Euro für den 23jährigen Kreativspieler Maximilian Philipp, den Borussia Dortmund holte, den höchsten Transfererlös der Klubgeschichte. Damit lässt es sich etwas leichter mit Champions League-Gewinner Real Madrid verhandeln. Aber locker werden Sportvorstand Jochen Saier und Sportdirektor Klemens Hartenbach die Millionen trotzdem die Millionen nicht ausgeben.
Österreichs U 21 im 4-4-2: Hadzikic (Austria); Gluhakovic (Austria)/92. Ingolitsch (Liefering), Baumgartner (Wacker Innsbruck), Posch (Hoffenheim), Friedl (Bayern); Wolf (Liefering), Lienhart (Real Madrid), Tekir (Liefering), Horvath (Sturm Graz); Grbic (FAC)/78. Prokop (Austria), Kvasina (Austria)/46. Jakupovic (Empoli).
