Fußball

So fährt der LASK alles gegen die Wand!

Unglaubliches Nachspiel zur Bundesligasaison in Linz: Alles, was der  LASK in mühevoller Arbeit seit dem Aufstieg vor drei Jahren aufgebaut hat, scheint er voll gegen die Wand zu fahren. Offizielle Bestätigung gibt es keine, aber alle Indizien sprechen dafür: Präsident Siegmund Gruber und Vize Jürgen Werner,der Mastermind hinter dem sportlichen Aufschwung, haben sich zerkracht, weil Gruber massiv in die sportlichen Belange Werners eingreifen und Trainer Valerien Ismael (Bild oben) durch den Assistenten Andreas Wieland ersetzen wollte. Wenn Gruber dabei bleibt, zieh sich Werner zurück. Dass dem noch ein Nachspiel folgen wird, das für den Klub alles andere als gut wäre, ist klar. .

Bis März ging es beim LASK nur aufwärts. Superimage, sogar Vorbild, nur Lobeshymnen. Auch der Abgang von Trainer Oliver Glasner in die Bundesliga vor einem Jahr stoppte den Aufschwung nicht. Im Gegenteil: Unter Nachfolger Ismael, von Werner trotz fehlender Highlights in dessen bisheriger Trainerlaufbahn ausgesucht, spielte der LASK sogar noch erfolgreicher. Führte nach dem Grunddurchgang mit sechs Punkten Vorsprung auf Meister Red Bull Salzburg, stieg bis ins Achtelfinale der Europa League auf. Mit dem ersten Geisterspiel, dem 0:5 gegen Manchester United, begann der Negativlauf. Dann kam die Corona-Pause.

In der die LASK-Chefetage durch einen Zick-Zack-Kurs auffiel. Einige Gruber-Kritiker behaupteten, dem Präsident sei durch den Erfolgslauf etwas der Kamm geschwollen. Zuerst plädierte er für einen Abbruch der Saison, um den LASK zum Meister zu erklären, der damit 5,5 Millionen Euro für das Play-off der Champions League kassiert hätte. Als es den Beschluss der Liga zu Spielen ohne Publikum gab,  konnte es nicht schnell genug mit dem Neubeginn gehen. Als aufflog, dass der LASK früher als erlaubt mit dem Mannschaftstraining begann, viermal gegen die Auflagen verstieß, war der Skandal perfekt. Werner nahm dafür in einer Pressekonferenz am 15. Mai die Verantwortung auf sich, Gruber akzeptierte aber den von Werner angebotenen Rücktritt nicht. Die Liga nahm dem LASK mit einem überzogenen Urteil des Senat eins zunächst sechs Punkte weg, das Protestkomitee reduzierte auf vier. Der LASK begann die Meisterrunde auf Platz zwei hinter Salzburg. Dass in zehn Runden der Absturz auf Rang vier folgen würde, damit rechneten weder Gruber noch Werner, noch Ismael.

Die Linzer verließ auch das Spielglück, das er im perfekten Herbst vielleicht sogar im Übermaß hatte. Und auch deshalb war der LASK nach Corona ein andere als vorher. Aber das kann man nicht Ismael vorhalten. Trotzdem begann  der alles andere als loyale, sondern eher intrigante  Ismael-Assistent Wieland den ehemaligen Bayern-Abwehrchef bei Gruber anzuschwärzen, dem Präsidenten mitzuteilen, was mit ihm als Chef statt Ismael alles besser sein würde. Da durften auch einige unzufriedene Spieler nicht fehlen, die plötzlich fanden, Ismael erreiche die Mannschaft nicht so gut wie früher Glasner, weil klare Vorgaben fehlten. Mit der 1:3-Niederlage bei Rapid, die Platz zwei kostete. begann es vor eineinhalb Wochen um den Franzosen zu brodeln. Als Ismael nach dem 0:3 gegen Salzburg und Rang vier hinter Rapid und Wolfsberg bei der Saisonanalyse dabei blieb, dass auch der Corona-Skandal seinen Teil zum Negativlauf beigetragen hatte, weil manche Spieler mit der ständigen Kritik, die auf den Klub und damit auf sie seit Mai niederprasselte, nicht gut umgehen konnten, war er für Gruber offenbar endgültig der Buhmann. Er wollte Wieland, zuvor Trainer bei der LASK-Filiale Oberösterreich Juniors in der zweiten Liga und davor in der St.Pölten-Akademie nicht unumstritten, zum Chef befördern. Aber damit konnte Werner, der versucht hatte, Ismael zu retten, nicht leben. Daher stellte er seine Funktion ruhend.

Eigentlich ein Wahnsinn, Ismael in die Wüste zu schicken, obwohl bereits zwei Wunschspieler von ihm, der französische Stürmer Mamadou Karamoko und der dänische Mittelfeldspieler Mads Madsen für die neue Saison engagiert werden. Die Trennung von Ismael käme teuer: Er hat einen Vertrag bis 2022: Wie gesagt, der LASK ist auf bestem Wege, alles gegen die Wand zu fahren. Offizielle Stellungnahme zu allen Spekulationen gibt es vom LASK keine. Auch nicht, wann das Schweigen beendet sein wird. Momentan scheint auch rätselhaft, warum der letzte Saison von Rapid wegen seiner Erfahrungen beim Neubau des Hütteldorfer Allianz-Stadions geholte Harry Gartler angeblich dienstfrei gestellt wurde. Er sollt auch das Projekt des Stadionneubaus auf der Gugl leiten. Die einzige Möglichkeit, um den Linzer Totalschaden zu verhindern: Es findet sich ein Mediator, der es schafft, dass sich Gruber und Werner auf einen neuen Trainer einigen, der weder Ismael noch Wieland heißt.

Bei den anderen elf Bundesligaklubs gibt es diese Aufregungen momentan nicht. Wolfsberg verlängerte den Vertrag mit Stürmer Chekhou Dieng bis 2022, Altach engagierte für das Tor Tino Casali, bisher die Nummer zwei bei Mattersburg sowie aus der zweiten Liga Außenverteidiger Nosa Edokpolor von Blau Weiß Linz und Offensivspieler Mario Stefel von Horn. St.Pölten trennte sich von vier Spielern: Michael Ambichl, Daniel Hofbauer, Issiaka Quedraogo und Luca Meisl, vor drei Jahren Youth League-Sieger mit Salzburg unter Marco Rose, sind nicht mehr gefragt.

 

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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