Fußball

Wer will nach Leo Windtner ÖFB-Präsident werden?

Im März sprach er noch von einer weiteren Amtsperiode ab Oktober, fünf Monate später sieht alles anders aus: Freitag kündigte ÖFB-Präsident Leo Windtner (Bild oben) dem Vorsitzenden des Wahlausschusses, dem steirischen Landesverbandschef Wolfgang Bartosch mit, bei der Generalversammlung am 17.Oktober nicht mehr zu kandidieren, einem Generationswechsel nicht im Wege stehen zu wollen und dies auch der Öffentlichkeit via Austria Presse Agentur mitzuteilen. Alles korrekt. Aber was verursachte zwischen März und August den Sinneswandel des gesundheitlich etwas angeschlagenen 70 jährigen Windtner? Vor allem die Mitteilung von Bartosch, dass die Unterstützung für seine Kandidatur nicht gerade groß ist. Das passierte bereits vor der  Europameisterschaft. Windtner kündigte an, erst danach Stellung beziehen zu wollen, um nicht Unruhe zu verursachen. Und hielt sich daran. Aber wer ist daran interessiert, sein Nachfolger zu werden?

Windtners Ära begann im Februar 2009. Die Erfolge: Bei den Frauen das Semifinale bei der Europameisterschaft 2017, bei den Herren die EM-Teilnahme 2016 und 2020, dabei erstmals das Achtelfinale erreicht. Mit der U 21 2019 erstmals an der EM-Endrunde teilgenommen. Aber es gelang ihm nie, das Geschehen ähnlich zu prägen und zu bestimmen, wie es Peter Schröcksnadel in seinen 31 Jahren im Skiverband gelungen war. Speziell, als Windtner nicht mehr Vorstand der oberösterreichischen Energie AG war. So gab es zuletzt im Präsidium auch Widerstände gegen das sicher richtige und vernünftige Infrastrukturprojekt, ein Trainingszentrum und ein ÖFB-Headquarter in Wien zu errichten. Weil es nicht ganz von der Hand zu weisende Bedenken gibt, dies könnte den ÖFB finanziell überfordern.  Auch nicht gerade glücklich war Windtners Rolle bei den Teamchefbestellungen von Marcel Koller und Franco Foda, als er sich deutlich gegen eine österreichische Lösung positionierte.

Wie geht es weiter? Nächsten Donnerstag tagt der  Wahlausschuss. Zu dem gehören die Präsidenten der Landesverbände und der  Bundesliga. Also außer Bartosch Gerhard Milletich (Burgenland), Klaus Mitterdorfer (Kärnten), Ex-Bürgermeister Johann Gartner (Niederösterreich), Gerhard Götschhofer (Oberösterreich), Herbert Hübel (Salzburg), Sepp Geisler (Tirol), Horst Lumper (Vorarlberg), Robert Sedlacek (Wien) und Philip Thonhauser. Interesse, Windtners Nachfolger zu werden, falls der nicht mehr kandidiert, kündigte bereits zum Jahreswechsel im Interview mit der Kleinen Zeitung Mitterdorfer an. Ähnliches hörte man später von Gartner. Der sonst so vorsichtige Sedlacek meinte vor kurzem, in Sachen Windtners Wiederwahl sei noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Was immer er damit meinte, er behielt recht. Hübel positionierte sich bereits bei der letzten Wiederwahl  Windners als Kritiker, weil er als einziger nicht dafür stimmte. Einigkeit besteht im ÖFB-Präsidium schon lange nicht mehr. Auch Mitterdorfer und Gartner bekämen nicht die nötige Unterstützung. Am ehesten könnte damit ein externer Kandidat mit Persönlichkeit sorgen. Aber stellt sich einer zur Verfügung? Nicht vergessen: In Wahrheit ist es ein Fulltime-Job, ÖFB-Präsident zu sein. Ein ehrenamtlicher. Wer will sich das antun?

Zu hoffen ist nur, dass sich die Suche nach einem neuen Präsidenten nicht zu einem solch unwürdigen Schauspiel entwickelt wie seit Monaten beim großen Nachbarn Deutschland. Und von Windtner kann weniger „Aktivitäten“ bei der Bestellung seines Nachfolgers erwarten als von Schröcksnadel im Skiverband.

 

Foto: Servus TV.

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