Fußball

Wie macht das nur Christopher Trimmel mit den „Eisernen“?

Saisonübergreifend zehn Spiele in der Bundesliga ungeschlagen. Das wäre eine Bilanz, über die Rapid jubeln würde, die es aber bei Grün-Weiß nicht gibt. Hingegen bei einem Ex-Rapidler in der deutschen Hauptstadt: Bei Christopher Trimmel, dem 35 jährigen Kapitän von Union Berlin. Nach der Qualifikation für die Conference League im letzten Jahr und für die Europa League in diesem durch Rang fünf, steht Trimmel mit den „Eisernen“ derzeit sogar am Champions League-Platz drei. Und dabei gibt der Traditionsklub eigentlich Jahr für Jahr seine besten Spieler ab. Im Sommer gingen Torjäger Taiwo Awoniyi zu Englands Premier League-Aufsteiger Nottingham und Mittelfeldmotor Grischa Prömel nach Hoffenheim, im letzten Winter der Individualist Max Kruse nach Wolfsburg und Abwehrchef Marvin Friedrich zu Borussia Mönchengladbach. Und trotzdem gelang es letzten Samstag Pokalsieger RB Leipzig mit seinen Stareinkäufen Timo Werner und David Raum zum vierten Mal in Serie zu schlagen, wenn es um Punkte ging. Zum vierten Mal mit 2:1.

Am Samstag gastiert Union Berlin bei Aufsteiger Schalke, eine Woche später kommt Meister Bayern zur „Heimmacht“ in die Alte Försterei. Wo die Fans ähnlich Stimmung machen wie sie Trimmel in seinen Rapid-Zeiten von der Westtribüne kennenlernte. Beide Klubs leben von Emotionen. „Es ist unglaublich, wie gut wir die vielen neuen Spieler integrieren konnten“, gibt Trimmel zu. Manager Oliver Ruhnert  achtet stets darauf, dass die Zugänge charakterlich zu den Eisernen passen. Der Schweizer Trainer Urs Fischer, zu dessen ehemaligen Schützlingen beim FC Basel in der Saison 2015/16 auch Marc Janko gehört, der zwei österreichische Assistenten hat (den Salzburger Markus Hofmann und Ex-Teamtorhüter Michael Gspurning) legt nur auf Spieler wert, die zu 100 Prozent zu Union wollen.

So war es auch bei Trimmel, als er vor acht Jahren von Wien nach Berlin gewechselt war. Als Union noch in der zweiten Liga spielte. Jetzt ist der „Chef“ bei einer Mannschaft, die in der Bundesliga Überraschungen liefert. Seit 2018 trägt er bereits die Kapitänsbinde, ein Jahr später gelang der Aufstieg. Sein Wort in der Kabine hat Gewicht. Weil er nie unnötig für Aufregung sorgt, sondern mit Ruhe und Sachlichkeit regiert. Beim Burgenländer drängt sich fast ein „Vergleich“ mit dem Rotwein und dem Spruch „je älter, desto besser“ auf. Trimmel ist auf der rechten Außenbahn gesetzt und auch der Spezialist für Standards, hat mit seinen Flanken, Freistößen und Eckbällen viele Tore vorbereitet. Von 138 Ecken führten letzte Saison 58 zu einem Torschuss. Die Quote von 2,4 Eckbällen für einen Torschusss war die beste der ganzen Liga. Da hat sich Trimmel in seiner Rapid-Zeit offenbar einiges von Steffen Hofmann abgeschaut, mit dem er noch immer in Kontakt. Gegen Schalke wird Trimmel sein 271. Spiel für Union Berlin bestreiten, das 150. in der Bundesliga: „Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt“, bleibt er ganz bescheiden, „erst wenn wir 40 Punkte haben, kann man an mehr denken!“ Das sagte er auch in der letzten Saison.

Für Trimmel läuft es auch in Österreichs Nationalmannschaft: Bei drei der vier Partien unter dem neuen Teamchef Ralf Rangnick kam er zum Einsatz. Es sieht danach aus, als sollte er im September sein 24. Länderspiel bestreiten. Weil sein Konkurrent auf der rechten Seite, Stefan Lainer, bei Mönchengladbachs Trainer Daniel Farke keine Rolle spielt und des derzeit nicht danach aussieht, als sollte es sich etwas ändern. Die „Urgewalt“ Lainer, bei Farkes Vorgängern Adi Hütter und Marco Rose unumstritten, gilt plötzlich nicht mehr als „typischer Gladbach-Spieler“.

Foto: Reuters.

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