Fußball

Ashley Barnes ist die Fortsetzung von Jonathan Schmid

Den Notstand braucht die Fußballnation Österreich wegen der von Innenminister Herbert Kickl verhinderten Einbürgerung von Burnley-Stürmer Ashley Barnes nicht auszurufen. Die Enttäuschung und Verärgerung von ÖFB-Präsident Leo Windtner in allen Ehren, auch Verständnis für die Meinung, mit etwas Wohlwollen hätte es kein Nein zu den Plänen geben müssen: Aber zu glauben, dass Barnes gleich bei seinem Teamdebüt ein Weltverbesserer gewesen wäre, die Chancen auf einen Sieg zum Start der  EM-Qualifikation gegen Gruppenfavorit Polen entscheidend vergrößert würde, scheint doch etwas übertrieben und vermessen zu sein. Ob sich Barnes auf internationaler Szene ähnlich gut in Szene setzen könnte wie in der Premier League, wäre die große Unbekannte gewesen. Und wird es bleiben.

Eine ähnliche Geschichte wie mit Barnes gab es in Windtners Präsidentenära bereits vor Jahren. Was dieser Tage passierte, ist eigentlich nur die Fortsetzung der Geschichte mit dem nunmehr 28jährigen Augsburg-Spieler Jonathan Schmid (Bild oben). Ein in Straßburg geborener Franzose, der vor der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 ein Thema war. Weil er beim SC Freiburg als variabler Offensivspieler im Mittelfeld aufgezeigt hatte, selbst ein Interesse daran bekundete, für Österreich zu spielen, da sein Vater Österreicher ist. Zum Zeitpunkt seiner Geburt mit seiner französischen Mutter nicht verheiratet war. Nach österreichischem Recht bekommt das uneheliche Kind auch die Staatsbürgerschaft seines Vater, wenn es bis zum 18. Lebensjahr darum ansucht.  Schmids sieben Jahre jüngerer Bruder Anthony spielte zwar in den ÖFB-Nachwuchsteams, Jonathan trug hingegen nie einen Dress der Nationalmannschaft. Der damalige ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, jetzt in Israels Diensten, kann sich erinnern, damals einen Grund gehört zu haben, der ähnlich wie jetzt der bei Barnes klingt. Er lebte und spielte nie in Österreich, daher gibt´s keine rechtlichen Grundlagen für die Verleihung der Staatsbürgerschaft. Damals gab´s eine große Koalition, war das Innenministerium in Hand der ÖVP. Die Ministerin hieß Johanna Mikl Leitner. Die Sportkompetenzen der Regierung lagen  beim SPÖ-Verteidigungsminister Gerald Klug.

War es auch bei Schmid 2012 eine politische Entscheidung, die Windtner jetzt beklagte, nur eine anders gefärbte? Der Unterschied: Damals kamen aus der Politik keine positiven Signale, weshalb der ÖFB die intensiven Bemühungen um Schmid zu dessen Ärger einstellte  Schon aus dem Grund,  weil er damals nicht 18 war, sondern bereits 22. Diesmal kam vom Sportministerium bis zuletzt kein Nein zu Barnes. Wer will, könnte auf Grund der Tatsache, dass mit H.C. Strache der Vizekanzler und Sportminister der Barnes-Einbürgerung positiv gegenüberstand, sich fragen, wer nur der wahre Chef in der Regierungspartei FPÖ ist. Strache oder Kickl. Windtner sollte sich mit seinem aktuellen Wissen von einer anderen Hoffnung endgültig verabschieden: Dass dank Straches Unterstützung statt des überalterten Happel-Stadions in absehbarer Zeit Wien ein neues Nationalstadion bekommen wird.

Selbst wenn es stimmt, Strache einen privaten Investor für ein Drittel der Kosten zur Hand hat: Der Vizekanzler konnte sich selbst bei seinem Parteifreund nicht durchsetzen. Wie soll ihm das bei der Stadt Wien gelingen?  Zumal die bereits andere Prioritäten setzte. Den Bau einer neuen Eventhalle in St Marx mit Kosten bis zu 250 Millionen Euro. Da bleibt kein Geld für ein neues Nationalstadion übrig.

 

 

Foto: © FCA Media .

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