Europaweit kommen Traditionsklubs derzeit in Not. In Deutschland der Hamburger SV nach dem 0:4 (0:2)-Debakel in Augsburg mit einem starken Martin Hinteregger, wo die Devise „Augsburg hält zusammen“, die auch auf den Dressen stand, die Hamburger wieder auf den Relegationsplatz schickte. Vielleicht sollte Rapid für die restlichen Saisonspiele die Devise „Rapid hält zusammen“ auf die Dressen drucken lassen. Denn das 2:3 (2:1) in der Südstadt gegen Admira ließ für die letzten fünf Runden und speziell für das Cupfinale gegen Salzburg am 1. Juni in Klagenfurt nicht Gutes erahnen. Nur zur Erinnerung: Salzburg spazierte vier Tage vorher in der Südstadt zu einem 5:0 über die Admira.
Es war der Sonntag der Torgeschenke, an dem Admira mit dem Stadionverbot für Ex-Trainer Oliver Lederer eine Grenze des Anstands überschritt, nur um zu verhindern, dass er für „Sky“ analysiert und kommentiert. Andreas Kuen servierte Maximilian Sax das schnelle 1:0 für Admira, Thomas Ebners mißglückte Abwehr nützte Tamas Szanto mit einem Prachtschuss zum 1:1, den katastrophalen Fehlpass von Markus Wostry Joelinton zu Rapids Pausenführung, mit der Grün-Weiß aber das Spielen einstellte. Die Strafe: Ein unnötiger Elfer, den Stephan Auer zum Ausgleich verschuldete, sowie Admiras Siegestreffer in letzter Minute durch das 10. Saisontor von Christoph Monschein, der in die zweite deutsche Liga zum „Hauptverein“ von Sponsor Flyeralarm, die Würzburger Kickers, übersiedeln soll, wenn die den Klassenerhalt schafft.
Ein Fersler von Admiras Joker Marcus Maier schaltete Rapids Abwehr aus, Monschein vollendete mit der Innenseite. Der einzige schön herausgespielte Treffer der Partie als Höchststrafe für Rapid, nach der Trainer Goran Djuricin sagte: „DerAbtiegskampf ist kein Thema.“ Es gibt sechs Punkte Vorsprung auf den letzten Ried. Rapid muss darauf setzen, dass ein Sager von Ex-Amiraner Hannes Demantke, der sehr nach Hohn klang, eintrifft: „Ich versprech euch, wir schlagen nächste Runde Ried.“
Aber nach der 13. Saisonniederlage muss es bei Rapid 13 schlagen. Admira agierte frischer, spritziger, schneller, Rapid behäbig, langsam, wirkte nicht fit. Das erhebt die Frage, ob nicht mehr so intensiv wie früher unter Zoran Barisic trainiert wird. Und überhaupt: Wenn die Rapid-Führungscrew einmal in sich gehen sollte, müsste sie feststellen, dass sie die drei zweiten Plätze in der Barisic-Ära zu wenig geschätzt hat und sich beim Ex-Trainer entschuldigen. Hätte Rapid seinen Ideen gefolgt, wären nicht so viele Millionen verbrannt worden.
Jetzt wirkt die Körpersprache von einigen, etwas vom Isländer Arnor Traustason, fast schon provozierend. Wo waren Feuer und Leidenschaft, die Rapid in besseren Zeiten auszeichneten? Wenn man die linke Seite in der Südstadt mit Kuen und Traustason mit der aus der letzten Saison mit Stefan Stangl und Florin Kainz vergleicht, dann zeigt das den Niedergang in Grün-Weiß. Dass Djuricin in einem Match drei linke Verteidiger (Kuen, Manuel Thurnwald, Auer) verbrauchte und dennoch Admiras rechte Seite mit dem starken Maximilian Sax nie in den Griff bekam, sagt alles. Es stimmt schon dass Admira mehr Glück, aber nicht mehr Torschüsse wie Rapid hatte ,wie Djuricin behauptete, aber die Kritik wäre auch angebracht gewesen, wenn das Match gerechterweise 2:2 geendet hätte. Djuricins Mut, einen 18jährigen (Thurnwald), zwei 19jährige (Max Wöber, Philipp Malicsek), einen 20jährigen (Joelinton) und einen 21jährigen (Szanto) einzusetzen verdient zwar Respekt, blieb aber unbelohnt. Szantos stöhnte nachher: „So viele Hochs und Tiefs habe ich noch nie erlebt.“ Für Thurnwald war es sicher nicht optimal, in einem Spiel auf drei Positionen eingesetzt zu werden: Zuerst rechts im Mittelfeld, dann linker Verteidiger, dann rechts in der Viererabwehr.
Das 2:3 zeigte einmal mehr, dass der von Ex-Sportvorstand Andreas Müller zusammengestellte Kader für kommende Saison verbessert gehört, wenn es besser laufen soll. Angefangen vom Tormann bis zum Angriff. Vor allem braucht Rapid schnellere Spieler. Auf Sportchef Thomas Bickel wartet viel Arbeit. Und es klang fast nach einer gefährlichen Drohung, als Bickel ankündigte, es könne auf Grund der Vertragssituationen keine große Änderungen im Sommer geben. Mit der Arbeit des Trainerduos, mit Djuricin und Martin „Butre“ Bernhard, ist er bisher zufrieden. Aber bei der Trainerfrage wäre es sicher angebrachter, wenn Bickel nicht nur die Liste mit Kandidaten, die ihm Manager anbieten, abarbeitet. Sondern eigene Ideen, die er für eine bessere Zukunft als unablässlich erachtet, entwickelt. Und nur die Trainer dem Präsidium vorschlägt, von denen er überzeugt ist. Ausserdem bleibt es zu hinterfragen, ob es Sinn macht, ein Präsidium, das sich in Trainerfragen bisher nicht gerade auszeichnete, in die Entscheidung mit einzubeziehen.