Fußball

Der Sportchef ist jünger als der Regisseur: 16 Jahre nach Abstieg steht GAK vor Aufstieg

28 Punkte Abzug wegen Verstößen gegen die Lizenzbestimmungen. Das bedeutete in der Saison 2006/07 den Abschied des Grazer AK aus der Bundesliga. Damals debütierte das 17 jähriges Talent Dieter Elsneg bei der Heimpleite gegen Rapid. 16 Jahre später ist er bei der möglicher Rückkehr in führender Funktion dabei. Mit 33 Jahren als jüngster Sportchef in der Bundesliga. Vor zwei Jahren begann er diesen Job, zunächst als Assistent von Alfred Gert. Jetzt geht er voran. Unter Applaus der Kollegen vom Stadtrivalen Sturm: „Er hat im Winter die richtigen Schritte gesetzt“, lobte Andreas Schicker, der die mögliche Rückkehr der „Roten“ fast emotionslos sieht: „Sichere wird es im Stadion vielleicht Probleme mit der Fankurve geben, aber im Endeffekt bedeutet es ein Heimspiel mehr“.

Viel passierte in der 16 Jahren zwischen Abstieg und möglichem Aufstieg. Vier Konkurse ab 2007, Gerichtsverfahren gegen Ex-Präsidenten ohne Schuldspruch, ein Platzsturm der Fans in der Relegation um den Aufstieg in die zweite Liga vor elf Jahren in Hartberg, danach eine Neugründung des Klubs. Der 2013 in der zweiten Klasse neu begann. Über Gebietsliga, Unterliga, Oberliga, Landesliga und Regionalliga Mitte gelang 2018/19 mit dem sechsten Aufstieg in Serie die Rückkehr in die zweite Liga. Damals nach seiner Zeit als Legionär in Italien bei Frosinone, einer Stadt zwischen Rom und Neapel, Kapfenberg, Grödig und Ried war Elsneg wieder als Spieler dabei. Noch länger als er an Bord, nämlich ununterbrochen seit 2006, ist der  34 jährige Kapitän Marco Perchtold. Natürlich mit Elsneg befreundet.

Rene Ziesler, dem ein Handwerksunternehmen gehört, führt den GAK als Obmann in ruhigere Gewässer und Richtung Bundesliga. In der zweiten Liga kamen die Grazer auf die Plötze 15, sechs und sieben, alle Lizenzanträge für die Bundesliga erhielten eine positive Antwort. „Nur“ die sportliche Qualifikation fehlte. jetzt könnte es aus eigener Kraft passieren. Wenn Freitag ein Heimsieg gegen den Fünften Amstetten gelingt und in der letzten Runde beim FC Dornbirn im Ländle. Auf GAK-Punkteverluste lauern Blau Weiß Linz (ein Punkt zurück) und St. Pölten (zwei). „E war nicht unbedingt zu erwarten, dass wir jetzt in dieser Situation sind“, gibt Elsneg zu. Blau Weiß Linz gastiert Freitag in Hütteldorf bei Rapid II, spielte in der letzten Runde daheim gegen die zweite Mannschaft des GAK-Rivalen Sturm.

1994/95 gelang dem GAK bisher der letzte Aufstieg in die Bundesliga. „Jein“, sagt Gregor Pötscher, der damals zur Mannschaft gehörte, auf die Frage, ob der GAK jetzt eine bundesligataugliche Mannschaft habe. Entscheidend für den Höhenflug war sicher, dass es Ziesler und Elsneg gelang, gemeinsam mit Trainer Kurt Messner letztes Jahr Michael Liendl (Bild oben) vom Projekt GAK zu überzeugen. Messner, Sohn des früheren Linksverteidigers von Spittal, spielte in seiner von vielen Verletzungen gebremsten Karriere unter anderem auch bei Rapid, Austria Salzburg und dem FC Kärnten, war Trainer in der Akademie Wolfsberg. Daher kannte ihn Liendl aus seiner Wolfsberg-Zeit. Den GAK-Job übernahm Messner im Dezember 2021, bereits in der Elsneg-Ära.

Vier Jahre älter als Sportchef Elsneg ist Liendl. Ohne ihn und seine Standards stünde der GAK sicher nicht auf Platz eins, 23 der 48 GAK-Tore fielen nach Standardsituationen. Die Bilanz von Liendl, der auch beim Aufstieg unwiderruflich die Karriere beendet: Sechs Tore erzielt, 17 vorbereitet. Wie kann der GAK seinen Rücktritt verkraften? „Es wird wieder gelingen, gute Spieler vom Projekt GAK zu überzeugen. Eine Herausforderung bedeutet das schon“, gibt Elsneg zu. Es wird auch schwierig, den im Winter geholten Ukraine-Stürmer Bogdan Vyunnuk, eine Leihgabe vom FC Zürich, zu halten. Im letzten Oktober gab es das letzte Grazer Derby in einem Pflichtspiel seit 15 Jahren. Zweitligist GAK unterlag dem späteren Cupsieger Sturm nur 0:1. Im Finish hätte ein Liendl-Freistoß fast das Nachspiel bedeutet, das Sturms Keeper Jörg Siebenhandl verhinderte. Zu Elsnegs „Erfolgsjahr“ passt es, dass sein italienischer Ex-Klub Frosinone den Aufstieg in die Serie A schaffte.

Gegen den Abstieg aus der zweiten Liga spielen in den letzten zwei Runden theoretisch noch acht Mannschaften. Vom Letzten Young Violets über Vorwärts Steyr, Rapid II, Sturm Graz II, Dornbirn, Admira, Liefering bis zum Neunten Kapfenberg. Die Vienna, derzeit als Sechster Wiens Nummer eins der zweiten Liga, verlängerte den Vertrag mit dem 29 jährigen Trainer Alexander Zellhofer um ein Jahr. Präsident Kurt Svoboda und Sportchef Andreas Ivanschitz setzten auf Kontinuitität. Es gab auch Spekulationen, um Robert Ibertsberger oder Rene Aufhauser als Vienna-Trainer. Alle Aufstiegspläne von Vienna sind in erster Linie von der Verbesserung der Infrastruktur auf der Hohen Warte abhängig.

Foto: PhotobyHofer/Christian Hofer.

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