Eishockey

Der Trainerwechsel allein beendet nicht die Krise der Vienna Capitals

Montag war der Tag der Trainerwechsel. Im Fußball wie erwartet bei Zweitligist St. Pölten, der nach zweieinhalb Jahren Stephan Helm und Emanuel Pogatetz beurlaubte. Im Eishockey bei den Vienna Capitals, die nach acht Niederlagen in Serie nur Vorletzter der Ice League sind. Nur die Grazer 99 ers liegen hinter den Capitals.  Es mag nur ein Zufall sein, dass dies die Klubs von Ligapräsident Jochen Pildner-Steinburg und des Vizepräsidenten Franz Kalla sind, aber es gibt doch zu denken. Die Capitals trennten sich nach nur zwölf Partien vom im Sommer als Nachfolger von Dave Barr verpflichteten Marc Habscheid (Bild). Mit dem 60 jährigen, der als Head Coach immerhin mit Kanada 2004 in Prag Weltmeister wurde und ein Jahr später bei der letzten Wiener WM ins Finale kam, in aktiven Zeiten mit der Legende Wayne Gretzky bei Edmonton spielte, wurde einem Teil der Fans das von ihnen geforderte oder gewünschte „Opfer“ geliefert. Mittwoch gegen den KAC ist Habscheids Assistent Christian Dolezal der Chef, unterstützt vom Unter 15-Coach Fabian Scholz. Bis zur Länderspielpause im November soll der neue Head Coach feststehen.

Die acht Niederlagen bedeuteten die längste Negativserie der Capitals seit acht Jahren. Damals musste nach sieben Tom Pokel gehen. Diesmal führte sicher auch eine Verletzungsserie zum bedenklichen Wiener Tief, vor allem der Ausfall von Teamverteidiger Dominique Heinrich. Aber zu glauben, allein durch den Trainerwechsel wird alles besser, wäre blauäugig und wird auch nicht passieren. Bei den Capitals gehört mehr hinterfragt. Auch die Person des General Managers Kalla. Seit 14 Jahren amtiert er, genießt das grenzenlose Vertrauen von Besitzer und Präsident Hans Schmid, nützt das gnadenlos aus. Nicht zum Vorteil des Klubs. Die Capitals bräuchten dringend einen Sportchef, der für die Personalpolitik zuständig ist. Das behauptet einige bereits seit längerer Zeit, diese Saison bekräftigte dies so deutlich wie noch nie. Es geschieht, was Kalla will. Ob er dazu das nötige Fachwissen hat? Man kann zu Habscheid stehen, wie man will, aber Erfahrung im Eishockey hat er sicher viel mehr als Kalla. Da kennt sich Habscheid sicher besser aus.

Die Fehler in dieser Saison: Einerseits konnten die besten Legionäre, die letzte Saison überzeugten, nichtt gehalten werden. Die Nachfolger sind zum Teil nicht einmal Durchschnitt. Mag sein, dass dies teilweise auch einem Sparkurs, der nach Corona gewählt wurde, geschuldet ist. Einer der neuen Verteidiger, der aus Augsburg geholte Schwede Oskar Drugge, ist schon wieder Geschchte. Ein Nachfolger soll noch diese Woche kommen. Zudem haben die Capitals mit dem Schweden Stefan Steen den schwächsten Nummer eins-Goalie der ganzen Liga. Allein, dass ihm gegenüber Bernhard Starkbaum, der bei den letzten zwei Weltmeisterschaften Österreich den Klassenerhalt rettete, der Vorzug gegeben wurde, müsste dazu führen, dass Kalla künftig keine sportlichen Entscheidungen mehr treffen darf. Das kann den Capitals nur guttun. Aber es ist zu befürchten, dass dies nicht passieren wird.

Foto: WHL/Robert Murray.

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