Eishockey

Die Vienna Capitals liefern mehr Gesprächsstoff als Österreichs Nationalteam

Sieben Monate ist es her, dass Österreichs Eishockeyteam bei der WM in Tampere gegen Ungarn durch ein 4:3 nach Penaltyschießen den Klassenerhalt sicherte. Donnerstagabend eröffnet die Mannschaft von Roger Bader in Klagenfurt gegen Ungarn den Österreich-Cup und damit die zweite Phase der Vorbereitung auf die WM in Prag im Mai 2024. Die Vorgaben des Teamchefs sind klar: „Zwei Siege im Heimturnier!“ Zunächst gegen Ungarn, dann Freitag gegen den Sieger aus Polen-Italien. Einige der Siegertruppe aus Tampere sind auch diesmal dabei: Etwa die Verteidiger David Maier, der damals ein Tor erzielte, Steven Strong, Bernd Wolf und Kilian Zündel ober die Stürmer Oliver Achermann, Mario und Paul Huber, Peter Schneider und Ali Wukowits, dem Bader weiter das Vertrauen schenkt, obwohl er in dieser Saison für Meiste EC Red Bull Salzburg bisher kein einziges Tor erzielte. Auch keine Selbstverständlichkeit. Zwei, die in Tampere entscheidend zum Happy End beitrugen, fehlen: Verteidiger Dominique Heinrich, der den entscheidenden Penalty verwandelte, nach seiner wochenlangen Verletzungspause und Torhüter Bernhard Starkbaum, der sich im Penaltyschießen nicht bezwingen ließ. Starkbaum ist sozusagen die Verbindung zu dem derzeitigen Thema Nummer eins in der Eishockeyszene: Die Krise der Vienna Capitals. Man muss sogar befürchten, dass beim Klub aus der Hauptstadt die Lichter ausgehen.

Die sportliche Krise mit nur fünf Siegen in 27 Spielen hat nichts mit finanziellen Problemen zu tun, sondern in erster Linie mit falscher Personalpolitik von General Manager Franz Kalla. Dazu gehörte auch, Starkbaum keinen neuen Vertrag zu geben. Der 37 jährige und Sebastian Wraneschitz wären sicher das bessere Duo gewesen als Wraneschitz mit dem Schweden Stefan Steen. Auch die von Kalla geholten Auskänder entsprachen nicht. Jetzt wird mit einem neuen Verteidiger aus der East Coast Hockey League, dem 27 jährigen Amerikaner Seamus Donohue, versucht noch etwas zu retten. Wenigstens die Qualifikation für die Pre-Play-offs. Aber noch schlimmer als die sportliche Talfahrt war die Ankündigung von Präsident Hans Schmid, sich Ende der Saison nach 22 Jahren mit zwei Meistertiteln (2005, 2017) zurückzuziehen. Das gefährdet die Existenz des Klubs. Denn Schmid, dessen Entscheidung nachvollziehbar ist, war in Wahrheit auch der Hauptsponsor. Ohne ihn hätte es in Wien natonales Spitzeneishockey seit Jahren nicht gegeben.

Anders als bei den Grazer 99ers, bei denen Präsident Jochen Pildner Steinburg nach 25 Jahren aufhört, hat sich in Wien bisher kein Nachfolger gefunden. In Graz übernimmt der Unternehmer Herbert Jerich. Jener Mann, der beim letzten NHL-Break das Engagement von Thomas Vanek in Graz finanzierte. In Wien liefen bisher nur Kontaktgespräche, bei denen es nicht nach einem Abschluss aussah. Wenn sich nichts ändert, droht ein böses Erwachen. Auch für die ganze Liga.

 

 

 

Foto: IIHF.

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