Fußball

Viermal verloren, 0:10! Von U 17 bis U21 klappte nichts! Auch das Wunderkind war nur zum Wundern

Es begann Dienstag mit dem 0:2 der U18 von Hermann Stadler gegen die Ukraine in der Austria-Akademie. Zwar noch nicht der Ernstfall, „nur“ ein Vorbereitungsspiel, das nicht nach Wunsch verlief. Viel mehr weh taten die zwei Niederlagen einen Tag später in der Eliterunde, im Kampf um ein Ticket zur Endrunde der Europameisterschaften: Zunächst die U 19 im dänischen Silkeborg mit dem 0:2 (0:0) gegen die Türkei. „Nur bis zum Strafraum gut gespielt“, klagte Teamchef Martin Scherb nach seinem Debüt. Da nur der Gruppensieg aufsteigt, wird das mit der Startniederlage als Belastung in den zwei ausstehenden Spielen gegen Bosnien und Dänemark nur noch schwer zu schaffen sein.

Eine Mini-Chance bleibt hingegen noch der U17 von Rupert Marko nach dem enttäuschenden 0:1 (0:0) gegen Dänemark in Rohrbach an der Lafnitz in den ausstehenden Partien gegen Bosnien und Frankreich. Weil die ersten zwei  zur Endrunde dürfen. Aber die Leistung bei minus zwei Grad sprach nicht dafür. Auch weil die Franzosen Stunden davor beim 3:0 gegen Bosnien beeindruckend und dominant aufgetreten waren, wie Ex-Teamchef Josef Hickersberger, der Mentor der U 17, als Augenzeuge beeindruckt feststellte. Ein Riesenunterschied zu den Österreichern, bei denen alles verkehrt lief. Alles ähnlich daneben ging wie das Outfit von Conditioning Coach Drittan Baholi: Er sass bei Eiseskälte  in kurzen Hosen auf der Bank. Vielleicht wollte er so Verbundenheit mit den Spielern demonstrieren, die ja auch in kurzen Hosen spielten.  Gesten, die nichts bringen, hingegen verschiedenste Rückschlüsse zulassen.

Viele Scouts waren unter den 500 Zuschauern. Darunter für Mönchengladbach der ehemalige Innsbruck-Legionär aus Dänemark, Ove Flindt. Für den VfB Stuttgart der früherer Bundesligaspieler Erwin Hadewicz. Für Hannover 96 Österreichs Ex- Teamspieler mit Bayern-Vergangenheit, Harald Cerny, der auch die U17 der Niedersachsen trainiert. Ernst Tanner, der Leiter der erfolgreichen Akademie von Red Bull Salzburg, Andi Herzogs Vater als Beobachter für Rapid und Gerhard Hitzel für Austria, sahen wenig positives. Das einzige österreichische Talent, dem man nach diesem Match für die Zukunft einiges zutrauen konnte, blieb LASK-Tormann Marcel Köstenbauer. Und mit Abstrichen auch den Tiroler Mittelfeldspieler Clemens Hubmann, der versuchte, für Linie zu sorgen.

Die Dänen spielten Fußball, die Österreicher rannten nur Fußball. Spiel gegen den Ball, Pressing, Anlaufen, Umschalten in allen Ehren, aber spielerisch gelang gar nichts. So geht´s sicher nicht. Wenn man sich an die kreativen Qualitäten von Markos frühere Mannschaften erinnerte, etwa die letzte U19 mit Max Wöber, Xaver Schlager, Konrad Laimer, Dominik Prokop oder Philipp Malicsek, den seit dem Wechsel von Admira zu Rapid das Verletzungspech einbremste, war das eine gewaltige Enttäuschung. Sportdirektor Peter Schöttel sah alles live vor Ort.  Dänemark war strukturierter, athletischer, brachte mehr Tempo ins Spiel, gewann völlig verdient. Was auch Marko zugab, selbst wenn er die einzigen zwei Chancen kurz nach der Pause, die nicht genutzt wurden, als Schlüsselszenen sah.

Man kann nicht glauben, dass diese unkoordinierte, mitunter fast planlos wirkende Spielanlage der U17 der neue, vorgegebene Stil für die Nachwuchsteams sein soll. Falls wider Erwarten doch, dann sollten von Sportdirektor bis zu den Nachwuchsteamchefs alle rasch über die Bücher. Denn das wäre sicher kein erfolgversprechender Weg. Wenn Red Bull Salzburg Vorbild oder Leitbild dafür sein soll, dann wurde übersehen, dass  bei Österreichs bester Mannschaft das extreme Pressing  und Spiel gegen den Ball wie noch unter Roger Schmidt schon seit Oscar Garcia und noch mehr unter Marco Rose nicht mehr aktuell ist.

Zu den Enttäuschungen zählt auch das Wunderkind Thierno Ballo, (Bild oben), seit 2. Jänner bei Chelsea unter Vertrag. Die fehlende Spielpraxis im Zuge des Wechsels nach London tat ihm merkbar nicht gut. Mittwoch konnte man sich nur wundern, warum er auch bei Real Madrid, den Klubs aus Manchester, Paris St.Germain und Bayern am Zettel stand. Da muss der 16jährige doch über viel, viel mehr Qualitäten verfügen als er an diesem frostigen Abend zeigte. Da wirkte er filigran, hatte kein Durchsetzungsvermögen in Zweikämpfen. Wurde auch durch die vielen hohen „Mondbälle“, die aus der Abwehr über das Mittelfeld nach vorne gespielt wurden, praktisch isoliert. Zudem war es auch keine Königsidee, Ballo vor der Pause am Flügel spielen zu lassen. Zu seiner Ehrenrettung trat verbal Harald Cerny an: „Ich hab ihn früher in Spanien gesehen, da war er richtig gut. Er bringt schon einiges mit!“

Freitag sorgte die U 21 in Wr.Neustadt für den Tiefpunkt. 0:5 (0:2) gegen Dänemark, damit vier Niederlagen der Nachwuchsteams in vier Spielen ohne erzieltes Tor, gesamt 0:10. Ausgerechnet zum 60. Geburtstag von Teamchef Werner Gregoritsch setzte es die höchste Niederlage in seiner sechsjährigen Ära. Schon nach acht Minuten führten die robusteren Dänen vor Schöttels Augen 2:0. Gregoritsch: „Wir waren immer zu spät, haben zu viele Fouls gemacht.“ Er setzte 21 Spieler ein. Nur Matthias Honsak spielte durch, Kapitän Philipp Lienhart schied im Finish nach einem Schlag gegen den Oberschenkel aus.  Mit zehn Mann wurde aus einem 0:3 noch das schlimme 0:5-Debakel.

Samstag geht´s in Dänemark sowie in Bad Waltersdorf für die U 19 und U 17 weiter. Für beide gilt gegen Bosnien: Es kann nur besser werden. Die  U21 hat bis Dienstag Zeit, die Riesenpleite zu verarbeiten, gegen Mazedonien in der Südstadt den Pflichtsieg in der EM-Qualifikation zu liefern.  Gregoritsch bat aber noch für Donnerstag Abend  im Quartier, der Asia-Therme in Bad Erlach zur ersten Aussprache.  Ungewöhnliche Ereignisse erfordern ungewöhnliche Reaktionen.

 

 

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