Fußball

Ein Not-Nagelsmann unter Beschuss: Blinde, Lahme, Schwan, Ente!

Wie erwartet Riesenschlagzeilen in den deutschen Medien um den Trainer-Hammer in Dortmund mit dem Wechsel von Peter Stöger (siehe oben). Mit allen Details. Dass Stöger  Sonntag früh einen Privatjet in Wien mietete, was gar nicht zu seiner sonst bescheidenen, geerdeten Art passt, um rechtzeitig in Dortmund zu sein, um vor der Präsentation mit Boss Hans-Joachim Watzke und Manager Michael Zorc seinen Vertrag auszuhandeln.  Der Jobwechsel soll sich laut „Bild“ für Stöger auszahlen. Durch die Verdoppelung seines Köln-Gehalts. Drei Millionen für sechs Monate, wenn sich Dortmund noch direkt für die Champions League qualifiziert, also unter die erten drei kommt.  Nachzulesen in „Bild“. Auch heftige Attacken wegen Stögers Bestellung. Allerdings nicht im Sportteil, sondern auf Seite fünf. In der Post von Wagner.

Dort schreibt der Kolumnist Franz Josef Wagner unter dem Titel „verrücktester Trainerwechsel des Jahres“ unter anderem: „Ich glaube nicht an Geister-bis gestern. Peter Stöger ist neuer Trainer von Dortmund.  Es ist wie der Blinde führt den Lahmen. Was geht hier vor? Das begreife ich nicht. Was für ein tieferer Sinn steckt dahinter, den erfolglosesten Trainer der Liga zu verpflichten, den der FC Köln gerade gefeuert hat? Ich glaube, es ist die schiere Verzweiflung, weil da ein anderes deutsches Sprichwort in den Sinn kommt: Wenn der Blinde den Lahmen trägt, dann kommen beide voran.  Die Vorstellung des neuen Trainers war gespenstisch. Es fehlte noch, dass sie Asche streuen und Kerzen aufstellen.  Es war ein Anflehen von Gottheiten, die das Böse beschwichtigen. Ein Verein glaubt an Geister. Sie glauben an einen Schwan, der eine Ente ist.“

Ziemlich einseitig. Von den vier Saisonen zuvor in Köln dürfte Postschreiber Franz Josef nichts wissen. Laut „Bild“-Informationen ist Stöger auch nur der Not-Nagelsman, weil sich Dortmund bereits mit Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann für die nächste Saison einig ist. Was übrigens Nagelsmann dementiert („ich habe keinen Kontakt zur Borussia“) als auch Watzke abstreitet: „Der 30. Juni 2018 ist nicht in Stein gemeißelt.“ Stöger werden die Querschüsse nicht sehr kümmern, er hat genug damit zu tun, um Dienstag Abend in Mainz beim Einstand auf der Dortmunder Bank für den ersten Sieg seit acht Runden oder 30. September (2:1 in Augsburg) zu sorgen, Stabilität in die Defensive zu bringen und die vielen Stars, die zuletzt fast all ihre Qualitäten vermissen ließen, wieder einigermaßen flott zu kriegen: Den griechischen Abwehrchef Sokratis, den Spanier Marc Batra, Portugals Europameister Raphael Guerrero, den Japaner Shinji Kagawa, Ex-Kiew-Star Andrey Jarmolenko, Weltmeister Andre Schürrle oder Christian Pulisic, den ehemaligen Schützling von Stöger-Freund Andi Herzog beim amerikanischen Team. Nur das kümmert  Stöger derzeit, da bleibt keine Zeit, sich über mediale Querschüsse den Kopf zu zerbrechen. Viele Einzelgespräche mit seinen neuen Spielern haben Vorrang.

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