Der mit Spannung erwartete Teamkader von Ralf Rangnick ist da. „Entstanden“ in Videomeetings mit seinen Assistenten Lars Kornetka und Peter Perchtold, die auch neu dabei sind, sowie mit Tormanntrainer Robert Almer, Videoanalyst Stefan Oesen und Sportdirektor Peter Schöttel. Mit dem 29 jährigen ehemaligen Schalke-Tormann Martin Fraisl und dem sechs Jahre jüngeren Mittelfeldspieler Hannes Wolf, der im Frühjahr von Mönchengladbach an Swansea verliehen war, sind zwei Neulinge dabei, mit Gernot Trauner von Conference League-Finalist Feyenoord Rotterdam, Kevin Danso von Lens, Marco Friedl von Werder Bremen, Salzburgs Abwehrchef Max Wöber und Dejan Ljubicic vom 1. FC Köln fünf, die bei Rangnicks Vorgänger Franco Foda zuletzt nicht zum Zug kamen. Insgesamt holte Rangnick acht Spieler, die noch bei Österreichs Meister sind oder eine Salzburg-Vergangenheit haben.
Rangnick wird seine Entscheidungen erst Sonntag kommentieren, aber außer Diskussion steht, dass ein schweres Foul dabei ist. An Aleksandar Dragovic. Ihn nach 100 Länderspielen nur auf die Abrufliste zu setzen, spricht für mangelnden Respekt. Auch wenn es offiziell nur für die vier Nations League-Spiele im Juni gilt, bedeutet dies in Wahrheit das Ende der Teamkarriere nach 13 Jahren, wird es wohl nicht mehr das bewährte Duo mit dem derzeit verletzten Martin Hinteregger geben. Schöttel sprach von der schwierigsten Personalentscheidung, wies dezent darauf hin, dass es im Abwehrzentrum einige Österreicher gibt, die in europäischen Topligen spielen. Über David Alaba oder Philipp Lienhart gibt es sicher keine Diskussion. Aber Stefan Posch, war in den letzten Wochen ein Teil des Hoffenheimer Defensivproblems, das zum Absturz aus den Europacuprängen führte. Dass Dragovic „nur“ aus der serbischen Liga kommt, kann nicht als Argument herhalten. Denn auch in seiner Roter Stern Belgrad-Zeit erwies sich der Routinier nicht als Schwachpunkt.
Mit der Entscheidung nahm Rangnick Dragovic die Möglichkeit, sich im Training zu zeigen, den neuen Teamchef zu überzeugen. Das gehört sich einfach nicht. Auch die 31 Jahre von Dragovic können keine Begründung sein. Mit Christopher Trimmel steht ein 35 jähriger im Kader, der für Dragovic aufgebotene Trauner ist 30. Dragovic erfuhr von seiner Degradierung bereits Freitag von Rangnick via Telefon, war am Boden zerstört, grenzenlos enttäuscht, wurde aber zwei Tage später mit Roter Stern serbischer Meister. Übrigens sein elfter Titel, den er in vier Ländern gewann. Auch das spricht für seine Qualität.
Die portugiesische Liga kann man nicht als Topliga in Europa bezeichnen. Aber Benfica-Reservist Valentino Lazaro wird Sonntag beim Treffpunkt im Avita Reort von Bad Tatzmannsdorf dabei sein. Ihn kennt Rangnick noch von Salzburg. Florian Kainz, der in einer Topliga beim 1. FC Köln Stammspieler ist, gehört nur zur Abrufliste. Wie Patrick Wimmer, der beim Absteiger Arminia Bielefeld starke Leistungen zeigte. Ihn überlies Rangnick U 21-Teamchef Werner Gregoritsch, bei dem es am 3. Juni in Ried gegen Finnland um die Qualifikation für die EM-Endrunde geht. Teamkapitän Julian Baumgartlinger brachte es auch nur auf die Abrufliste. So wie Andreas Ulmer, Stefan Ilsanker, Alessandro Schöpf, Louis Schaub und Marco Grüll, die zu Fodas letztem Kader gehörten. Das Argument, dass Baumgartlinger für Duelle gegen Weltmeister Frankreich, Vizeweltmeister Kroatien und Dänemark nach langer Verletzungspause noch Spielpraxis fehlt, ist nachvollziehbar.
Im 25 Mann-Kader stehen 14 Legionäre von deutschen Klubs (Neuling Fraisl, Stefan Lainer, Trimmel, Lienhart, Posch, Friedl, Konrad Laimer, Ljubicic, Marcel Sabitzer, Xaver Schlager, Michael Gregoritsch, Sasa Kalajdzic und Karim Onisiwo), drei Spieler aus Österreichs Bundesliga (Austria-Tomann Patrick Pentz sowie die Salzburger Wöber und Nicolas Seiwald), je ein Legionär aus Spanien (Alaba), Italien (Marko Arnautovic), Portugal (Lazaro), Frankreich (Danso), Holland (Trauner) und zwei aus der zweiten englischen Liga. Bristol-Stürmer Andi Weimann und Wolf, sicher eine interessante Personalie. Vor drei Jahren bei der U 21-EM in Triest schwer verletzt (Knöchelbruch), danach weder bei RB Leipzig noch bei Borussia Mönchengladbach wirklich zum Zug gekommen, aber im Frühjahr bei Swansea in der Knochenmühle Championship gleichsam aufgeblüht. Mit zum Teil herausragenden Vorstellungen. In 19 Spielen kam der Grazer auf zwei Tore und drei Assists.
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen / Manchester United.