Fußball

Es gibt keine Ausreden: Österreichs Team steht in der Bringschuld!

Nach 42 Jahren bestreitet Österreich Freitagabend wieder ein Qualifikationsspiel im Linzer Stadion. Beim letzten im Juni 1981 ging es um das Ticket für die WM 1982 in Spanien, das geschafft wurde. Auch dank des 5:1 (2:0) gegen Finnland, bei dem Herbert Prohaska mit einem Doppelpack innerhalb von zwei Minuten für die rasche 2:0-Führung gesorgt hatte. Das war der bisher letzte Sieg des Fußballteams in Oberösterreich. In sechs Spielen gab es drei Unentschieden und drei Niederlagen. Unter fünf Teamchefs. Von Branko Elsner über Josef Hickersberger, Ernst Happel (1992 1:1 gegen Portugal), Herbert Prohaska bis zu Marcel Koller.  Das 0:3 gegen die Elfenbeinküste in seiner Ära war vor elf Jahren das letzte Antreten Österreich in Linz. Einer aus dieser Mannschaft wird auch Freitag beim Start in die EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan, die Nummer 121 der Weltrangliste, spielen: Torhüter Heinz Lindner, als gebürtiger Linzer ein Lokalmatador. So wie des ehemalige LASK-Kapitän Gernot Trauner. Der Unterschied: Lindner ist in der Schweiz mit Sion Letzter, Trauner mit Feyenoord in Holland Tabellenführer.

Das elfte Länderspiel in Linz signalisiert einen doppelten Neuanfang. Einerseits, weil es das erste im neuen Stadion ist, in dem sich Teacmhef und Spieler einen Hexenkessel erhoffen. Anderseits muss Freitag mit einer überzeugenden Leistung nicht nur der erste Schritt zur EM-Qualifikation gelingen, sondern eine bessere Stimmung um das Team geschaffen werden. Von einer Euphorie kann weit und breit keine Spur sein. Vielmehr hat das Team seit dem unglücklichen 1:2 im EM-Achtelfinale gegen den späteren Europameister Italien in Wembley seit Juni 2021 seine Fans enttäuscht. Das WM-Ticket unter Franco Foda verpasst, der daraus die Konsequenzen zog. Vom prophezeiten großen Aufschwung unter Fodas Nachfolger Ralf Rangnick war bisher auch nicht wirklich etwas zu merken. Hätte es große Fortschritte gegeben, wäre der Abstieg in der Nations League nicht passiert. 1981 hatten Prohaska bei seinem Doppelpack 25.700 Fans zugejubelt, Donnerstag waren noch nicht alle 17.000 Karten für das Duell gegen Aserbaidschan verkauft. Es gab noch ein Restkontingent. Das zeigt, wie die Stimmung rund um das Team ist.

Keine Frage: Die Mannschaft, als 34. in der FIFA-Rangliste 87 Ränge vor Aserbaidschan, steht in der Bringschuld, die EM-Qualifikation heißt. Ohne Wenn und Aber, überzeugend, ohne Zittern. Es muss kein 5:1 gegen Aserbaidschan geben, aber doch eine überzeugende Darbietung, die Hoffnung macht, Optimismus für die schweren Juli-Spiele in Belgien und gegen Schweden. Die letzten fünf Siege von Aserbaidschan, unter anderem gegen die Slowakei und Nordmazedonien, in allen Ehren. Aber Österreichs Team hat auch trotz der Ausfälle von David Alaba, Marko Arnautovic, Xaver Schlager, Philipp Lienhart und vielleicht Stefan Posch nach einem Magen-Darm-Infekt genug Qualität, um für klare Verhältnisse sorgen. Das sagte auch Rangnick, der eine dominante Spielweise fordert: „Wir sind bestes vorbereitet!“ Das klang viel überzeugender als seine Prognose, dass der präsentierte neue Teamsong „hoch gwimmas (n)imma“ von AUT of Orda in vier Wochen die Nummer eins der Charts sein wird. Es gibt sicher keine Ausreden. Auch nicht den nach dem Ligaschlager LASK-Salzburg kritisierten Rasen: „Besser als vor zwei Wochen“, konstatierte Rangnick.

Ihre Qualität bewiesen beispielsweise Gernot Trauner, Kevin Danso und Kapitän Marcel Sabitzer (Bild oben) zuletzt bei ihren Klubs. Trauner beim Aufstieg von Feyenoord ins Viertelfinale der Europa League und beim Sieg in Hollands Spitzenspiel bei Ajax Amsterdam, Danso bei Frankreichs Senationsteam Lens, das als Dritter auf einem Champions League-Platz liegt, Sabitzer bei Manchester United. Vor allem letzten Sonntag beim Aufstieg ins Semifinale des FA-Cups. Darüber wollte er zwar nicht viel reden, zog aber doch eine zufriedene Bilanz über seine ersten zwei Monate auf der Insel: „Es ist sehr gut gelaufen, ich habe wieder Rhythmus und Selbstverständnis gefunden!“ Jetzt heißt die Devise: „Alles für die EM geben!“ Das soll man Freitag gegen Aserbaidschan und Montag gegen Estland sehen. Für Sabitzer, David Alaba und Marko Arnautovic wäre es2024 in Deutschland die dritte EM-Endrunde.

Salzburgs Mittelfeldspieler Nicolas Seiwald könnte der einzige Spieler aus der heimischen Liga sein, der zur Startformation gehört. Eine Chance hat auch Junior Adamu als zweite Spitze zu Michael Gregoritsch. Die Konkurrenten von Junior Adamu sind Deutschland-Legionäre: Karim Onisiwo und Patrick Wimmer. Randthemen in Linz sind Freitagvormittag die Sitzung des ÖFB-Präsidiums über die Frage, wie und wann die Wahl des neuen Präsidenten über die Bühne gehen soll und eine Trainerfortbildung mit allen der zwölf Bundesligaklubs und 16  Zweitligisten. Bei der Adi Hütter und Eishockeyteamchef Roger Bader zu Gast sind. Einen Neubeginn bedeutet die TV-Übertragung: Erstmals überträgt nicht der ORF ein Qualifikationsspiel, sondern exklusiv ServusTV. Der ORF kommt erst Montag gegen Estland an die Reihe. Servus TV setzt 19 Kameras ein, will nach Schlusspfiff die Teamspieler benoten. Das würde eine Premiere bedeuten. Zuständig für das Verteilen der Noten werden auch die Experten Sebastian Prödl und Florian Klein sein. Sie haben zusammen die Erfahrung von 118 Länderspielen, unter anderem beim 0:3 gegen die Elfenbeinküste in Linz, und drei EM-Teilnahmen. Zweimal Prödl, einmal Klein.

 

 

 

 

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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