Fußball

Franco Fodas Team ist das Vorzeigeprodukt und die Ausnahme

Freitag Auftakt in Schwaz zur Vorbereitung auf Österreichs Mini-WM gegen Russland, Deutschland und Uruguay: Red Bull Salzburgs Linksverteidiger Andreas Ulmer wird nicht dabei sein. Er schaffte es nicht. Die Zeit wurde dem Routinier nach seinem im Retourspiel gegen Olympique Marseille erlittenen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu knapp. Trotzdem hat Teamchef Franco Foda unter den 26 Spielern drei Kandidaten als linken Verteidiger: David Alaba, Xaver Schlager, der diese Position schon in Salzburg nach den Ausfällen von Ulmer und Patrik Farkas  problemlos übernahm, oder Sturms Neuling mit Rapid-Zukunft, Marvin Potzmann. Der könnte in einer der drei Partien sein Debüt feiern. Nur 160 Kilometer von Schwarz entfernt, in Eppan läuft seit Mittwochs Deutschlands WM-Camp. Teamchef Jogi Löw verkündete auf der ersten Pressekonferenz, dass sein Kapitän Manuel Neuer, der seit September kein Match bestritt, im Trainings voll belastbar ist. Somit dürfte dem großen WM-Test von Bayerns Weltklassetorhüter am 2.Juni in Klagenfurt gegen Österreich nichts im Wege stehen.

Österreichs Mini-WM bedeutet auch eine logistische Herausforderung  für ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold und sein Team. Über 100 TV-Kameras werden bei den drei Partien in zwölf Tagen im Einsatz sein, über tausend Medienvertreter werden erwartet, darunter 250 Fotografen. Die meisten gegen Brasilien. 1300 Ordner sind im Einsatz, 1800 Akkreditierungen und 2750 Parkkarten werden gedruckt, 4000 VIP-Gäste müssen betreut werden. 1600 in Klagenfurt gegen den Weltmeister, 1500 in Wien gegen Brasilien. Bleiben für Innsbruck 900. Sind alle drei Spiele ausverkauft, kommen 92.000 Zuschauer. Nur noch 4000 Tickets sind für Österreich-Russland zu haben, alle anderen sind weg. Am Innsbrucker Tivoli wird nächsten Mittwoch das neue Maskottchen für das Nationalteam präsentiert. Da sind originelle Vorschläge (siehe oben) darunter. Im Rennen bei der laufenden Wahl: Adler Ostar-RICHI, Nager FRANZI, Kaiseradler AKI.

Die Nationalmannschaft als Vorzeigeprodukt funktioniert nach der verpassten WM-Qualifikation durch die drei Siege unter Marcel Kollers Nachfolger Foda ins seinen ersten drei Spielen wieder. Jetzt gilt es, die Aufbruchstimmung am Leben zu erhalten. Dem wird im Verband alles andere untergeordnet. Daher gibt´s kein sparen. Und wenn das Budget für Spielerbeobachtungen, das  Foda und seine Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics zur Verfügung haben, bereits ausgeschöpft ist, wird es halt überschritten. Da macht man lieber in anderen Bereichen Abstriche. Leider, wie erzählt wird, auch beim Nachwuchs.  Weniger Lehrgänge, gestrichene Turniere wie der Toto-Jugendcup etc.,

Keine Diskussion, es ist für einen Verband das wichtigste, wenn sein Vorzeigeprodukt, sprich die Nationalmannschaft, funktioniert, für positive Schlagzeilen sorgt. Aber mann darf darüber hinaus nicht vergessen, dass heuer weder die U19 noch die U17 die Qualifikation für eine Endrunde schaffte, kein Nachwuchsteam bei der Europameisterschaft dabei ist, die Chancen der U21, erstmals ein Endrundenticket zu erobern, zwar noch am Leben, aber nicht groß sind. Diese Woche gab es mit dem Turniersieg der U16 unter Manfred Zsak in Schweden wieder etwas Hoffnung. Die Reaktion darauf müsste heißen: Mehr für den Nachwuchs tun, keinen Stein auf den anderen zu lassen, auch mehr investieren. So wie Österreichs Nachbarn. Ein Stillstand wäre fast „tödlich“. Sonst droht Österreich, von allen Seiten überholt zu werden. Der Gefahr muss man ins Auge sehen.

Überdacht wird, wie ÖFB-Präsident Leo Windtner versicherte, die Trainerausbildung. Da gab es ja Aufregung, weil verdienten Teamspielern wie Ex-Teamkapitän Thomas Flögel und Martin Hiden die Teilnahme am Kurs zur UEFA-Pro-Lizenz aus nicht nachvollziehbaren Gründen verweigert wurde. Die Kriterien sollen jetzt neu überdacht und ausgearbeitet werden. Der Krach darum ist ja nichts Neues. Es gab schon vor 14 Jahren einen Trainer, der den ÖFB sogar vor Gericht verklagte, weil er nicht zur Pro-Lizenz zugelassen wurde: Dominik Thalhammer, damals 33 und Admira-Trainer, der jüngste aller Zeiten in der Bundesliga, der er bis heute ist. Jetzt ist Thalhammer im ÖFB erfolgreicher Damen-Teamchef, aber auch Leiter der Trainerausbildung, der in der Kritik steht. Und 2004 durch das Gerichtsurteil doch den Kurs absolvieren hatte dürfen.

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