Österreich war Freitag mittag in Nyon bei der Auslosung des Achtelfinales der Europa League nur durch zwei Legionäre vertreten: Durch Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf, die tief durchatmeten, als der Schwede Patrick Andersson, früher Legionär bei Mönchengladbach und Bayern, ein deutsches Duell zog: Schalke gegen die Helden aus Mönchengladbach, die am Abend zuvor in Florenz nach der 0:1-Heimniederlage gegen Fiorentina einen 0:2-Rückstand wettmachten, mit drei Toren von Kapitän Lars Stindl heldenhaft 4:2 gewannen und weiter kamen. Der zweite Tiefschlag für Schalke an diesem Freitag: Abwehrchef Naldo fällt verletzt bis Saisonende aus.
Im Herbst hatte Schalke die Gruppe mit Salzburg gewonnen. Auch der andere Salzburg-Bezwinger Krasnodar aus Russland, steht unter den letzten 16. Wie Austria-Bezwinger AS Roma. Alles kein Trost. Denn es schafften auch Mannschaften das Achtelfinale, die das Niveau in Österreichs Liga in einem sehr schlechten Licht erscheinen lassen: Warum können Apoel Nikosia aus Zypern und der Siebente aus Belgien, Gent, so weit kommen und kein Verein aus der Bundesliga? Offenbar wird in Österreich zu viel Fußball gekämpft, zu wenig mehr gespielt. Denn es kann niemand ernsthaft glauben, dass Zyperns Tabellenführer bessere Bedingungen hat als Salzburg, Austria oder Rapid.
Aber Apoel Nikosia schaltete mit Athletic Bilbao aus dem Baskenland eine Mannschaft aus, an der sich Rapid in den Gruppenspielen die Zähne ausgebissen hatte. Apoel verlor in Bilbao, wo Rapid beim 0:1 kaum zu einer Torchance gekommen war, 2:3. Gewann in Nikosia 2:0- Rapid holte daheim, als Bilbaos Aufstieg schon feststand, ein 1:1. Für die spanischen Apoel-Legionäre, Innenverteidiger Astiz und Mittelstürmer Barall, auch ein persönlicher Triumph. Ebenso für den dänischen Trainer Thomas Christiansen: Den hatte in den Neunzigerjahren der FC Barcelona als Stürmerhoffnung verpflichtet. Er kam über die B-Mannschaft nicht hinaus. Die Spielerkarriere beendete Christiansen in Deutschland bei Bochum und Hannover. Jetzt mit 44 gelang ihm der große Wurf. Was macht Apoel Nikosia besser als Österreichs Spitzenklubs? Darüber muss man sich schon den Kopf zerbrechen. Kommen bessere Legionäre auf die Mittelmeerinsel als in die Alpenrepublik? Austrias Trainer Thorsten Fink kann darüber Auskunft geben. Denn bevor er bei Violett unterschrieb, trainierte er vier Monate lang Apoel Nikosia. Nächster Gegner der Zyprioten: Belgiens Renommierklub Anderlecht.
Auch eine Sensation wie Gent aus der 260.000 Einwohner-Stadt in Ostflandern kann man derzeit keinem Verein aus Österreich zutrauen. Im berühmten Londoner Wembley-Stadion vor 80.000 Zuschauern (Zuschauerrekord in Europa League) gegen Tottenhams erste Garnitur ein 1:0 vom Heimspiel halten, mit 2:2 den Aufstieg zu schaffen, ließ sicher auchWetter, die bei einer Quote von 5:1 auf ein Unentschieden setzten, Jubelstürme veranstalten. Sicher half die rote Karte für Tottenham´s Jungstar Dele Alli nach 40 Minuten, aber Tottenham führte 2:1, ehe Gents schwergewichtiger Trainer Hein Vanhaezebrouck mit dem Franzosen Perbet als Joker ein goldenes Händchen hatte: Sieben Minuten nach der Einwechslung Tor zum 2:2. Auch Gent stützt sich auf Legionäre. Aus Kroatien, Serbien, Bosnien, Isreal, und Frankreich. Den riesigen Jubel störte nur die Auslosung: Belgisches Achtelfinalduell gegen Rapid-Bezwinger Genk, der im Winter seinen Flügelflitzer Bailey für 20 Millionen an Leverkusen verkaufte, aber auch ohne ihn Astra Giurgiu aus Rumänien ausschaltetete. Was Fink im Herbst mit der Austria verpasst hatte.