Fußball

Historischer Erfolg von Israel mit Gloukh: Was hat Ruttensteiner damit zu tun?

Israels Nationalteam ist um Meilen vom Niveau des österreichischen entfernt. Das sagt einer, der das wissen muss: Willi Ruttensteiner (Bild), von 2018 bis Dezember 2020 technischen Direktor in Israels Verband, von Juni 2020 bis Februar 2022 nach dem Rückzug des von ihm verpflichteten Andreas Herzog auch Teamchef. Aber bei den Nachwuchsteams ist Israel derzeit Österreich um Meilen voraus: Vor einem Jahr im Finale der Unter 19-EM in der Slowakei gegen England, das nach 1:0-Führung durch Oscar Gloukh 1:3 verloren ging, zuvor im Gruppenspiel Österreich 4:2 mit einem Gloukh-Tor besiegt, im Semifinale Frankreich 2:1. Heuer in Argentinien bei der U 20-Weltmeisterschaft in der Gruppe mit Japan, Kolumbien und Senegal aufgestiegen, in der k.o.-Phase Usbekistan und Brasilien eliminiert, gegen Uruguay verloren, im Spiel um Rang drei Südkorea 3:1 geschlagen. Derzeit jubelt Israel bei er U 21-Europameisterschaft in Georgien über den dritten historischen Erfolg in kurzer Zeit: erstmals im Semifinale. Dabei ist der 19 jährige Gloukh, seit Jänner Legionär bei Österreichs Meister Red Bull Salzburg, der für ihn sieben Millionen Euro Ablöse an Maccabi Tel Aviv zahlte, ein wichtiger Faktor: In den Gruppenspielen leistete er beim 1:1 gegen Deutschland und 1:0 gegen Tschechien den Assist zu den Toren, die den Aufstieg brachten, im Viertelfinale gegen Georgien vor 45.000 Zuschauern in Tiflis verwandelte er nach einem 0:0 im Elfmeterschießen den achten Penalty zum entscheidenden 4:3 und den Aufstieg ins Semifinale am Mittwoch gegen England.

Die Frage, die sich stellt: Legte Ruttensteiner in seinen zwei Jahren als technischer Direktor die Basis für diesen Erfolg? Indem er eine nationale Akademie für die größten Talente und darunter sogenannte Entwicklungszentren gründete? Das verneint er. Das wirke sich jetzt noch nicht aus. Anderes hingegen vielleicht schon. „Ich schuf gemeinsam mit Andi Herzog neue Standards. Für das Nationalteam, die Nachwuchsmannschaften, die Talentförderung, die Trainerausbildung.“ Er habe schon vor fünf Jahren bei diversen Nachwuchstrainings gesehen, dass Israel ein sehr großes Potenzial an Talenten habe. Da fällt ihm nicht nur Gloukh, damals noch 14 Jahre jung, ein, sondern auch der wenig ältere Tormann Daniel Peretz. Jetzt der Rückhalt der U 21: „Die Israelis haben sich an das gehalten, was wir ihnen vorgegeben haben. Das freut mich. Mein Schicksal scheint es zu sein, dass andere die Früchte von dem ernten, was ich begonnen habe.“ Da dachte er an seine 16 Jahre als Sportdirektor im ÖFB zwischen 2001 und 2017.

Seit September 2022 arbeitet Ruttensteiner für die FIFA als Direktor bei Projekten, die etwas mit Entwicklung zu tun haben. Aber der Trainerjob reizt ihn auch mit 60 weiterhin. Fast hätte es wieder einen gegeben. In Israel bei Maccabi Tel Aviv. Doch erhielt dann ein klingender Name von Vorzug: Robbie Keane, der Spieler mit den meisten Einsätzen (146) und Toren(68) in Irlands Nationalteam, von 2018 bis 2020 Assistent von Irlands Teamchef Mick McCarthy. Im Frühjahr war Keane beim Abstieg seines Ex-Klubs Leeds aus der Premier League in den letzten vier Spielen als Co-Trainer von Sam Allardyce dabei. Mit 42 bekam er in Israel seinen ersten Job als Cheftrainer.

Foto: football.org.il.

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