Fußball

Noch schlechter war Rapid zuletzt vor zehn Jahren!

Altach überwintert erstmals in seiner Klubgeschichte als Erster in  der Bundesliga vor Titelverteidiger RB Salzburg und Sturm Graz – das hätte nach 20 Runden vor Saisonbeginn keiner so erwartet. Das Ländle feierte mit der Rekordkulisse dieser Saison (7227) nach dem 3:1 ggen Rapid , dem elften Heimspiel hintereinander  ohne Niederlage  seinen neuen Spitzenklub, der das Dilemma seines ehemaligen Trainers Damir Canadi bei seinem  neuen Arbeitgeber Rapid noch vergrößerte. Altach eroberte  mit 42 Punkten schon jetzt mehr Punkte als in der gesamten letzten Saison unter Canadi, in der es Platz acht gab. In den letzten vier Saisonen beendete der Winterkönig  die Saison ebenfalls als Erster. Dreimal Salzburg, einmal Austria. Da kann man dem neuen ORF-Experten Didi Kühbauer nur zustimmen, dass der neue Altach-Trainer es schwer haben wird, dieses Herbst-Level im Frühjahr 2017 zu halten.

Schwer wird es auch Canadi im Frühjahr haben. Rapids dritte Niederlage im fünften Meisterschaftsspiel seiner Ära  zeigte die verkorkste Situation: Zwei Tore nach Standardsituationen kassiert. Das 0:1 nach einem Freistoss, der keiner war,  aus Abseitsposition, wobei auch ein Torhüter-Hoppala von Strebinger dabei war. Da verlor zudem Joelinton den Torschützen Netzer, auf den er aufpassen sollte, aus den Augen. So wie beim 1:3. Offensiv fand Rapid bis auf das Freistoss  von Grahovac nicht statt. Viel Ballbesitz, keine Torchancen. Altach kam ausser den Toren nach Freistössen auch nur zu einer, nützte die. Das machte den Unterschied aus. „Eigentlich waren wir gleichwertig. Jetzt ist auch Selbstkritik von allen Beteiligten gefragt“, meinte Canadi, „dann  werden wieder andere, bessere Zeiten kommen. Im Sport dreht sich alles, also wird Rapid auch wieder auf den Erfolgsweg finden.“
Fragt sich nur wann. Bei 15 Punkten Rückstand auf Altach, zehn auf den Vierten Austria, darf man sich nicht der Illusion hingeben, in 16 Runden noch den Sprung auf die Europacupplätze zu schaffen. Die einzige Chance in dieser Saison liegt im ersten grün-weißen Cupsieg seit 1995. Die Vergleichswerte nach 20 Runden in den letzten 16 Saisonen zeigen, wie viel nach gewagten Prognosen im neuen Stadion mit dem teuersten Kader der Klubgeschichte falsch lief. Weniger als 27 Punkte, nämlich 20, gab es nur 2001/02 unter Lothar Matthäus. Da war Rapid nur Vorletzter, 28 Zähler hinter dem FC Tirol Innsbruck, beendete die Saison als Achter – die schlechteste Platzierung aller Zeiten. 27 Punkte so wie jetzt schaffte Rapid ein Jahr später, lag aber damit auf Rang vier. Nur 20 Zähler nach 20 Runden  hatte Rapid auch 2006/2007 am 2. Dezember 2006 trotz 3:0 gegen Sturm Graz nach 20 am Konto. Davor gab es einen Trainerwechsel. Vom  jetzigen Altach-Sportchef Georg Zellhofer zu Peter Pacult -der schaffte noch den Sprung von Rang acht auf vier. In den neun Jahren danach eroberte Rapid immer mehr Punkte als jetzt 27 -nämlich 32, 40, 41, 30, 33. 38, 31, 32, 34. Das ist wirklich Selbstkritik gefragt, muss sich auch das Präsidium hinterfragen. Canadi wirkte in Altach auf Fragen nach möglichen Winterkäufen, speziell von Torhüter Andreas Lukse, genervt: „Er ist ein interessanter Spieler. Ich sehe bei Altach mehrere, die für Rapid interessant wären. Abwarten, was man realisieren kann.“ Und wie der neue Sportchef Fredy Bickel darüber denken wird. Der in Altach seinen Eindruck der letzten Wochen bestätigt bekam: „Eine sehr willige Mannschaft, der im Moment aber alles schwer fällt, weil sie verunsichert ist. Wir kennen das Problem.“ Bickel will den Kader eher verkleinern. Altachs  Kapitän Philipp Netzer outete nach dem Sieg bei „Sky“ seine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2019.

Schwer wird es auch bei Sturm Graz fallen, trotz positiver sportlicher Bilanz mit Platz drei Unruhe zu vermeiden. Der Grund liegt in der Trainerpersonalie. Wer glaubt, dass die auf Eis gelegten Verhandlungen mit Franco Foda über die Verlängerung des nach der Saison auslaufenden Vertrags etwas mit der Tatsache  zu tun haben, dass Karlsruhes Sportdirektor mit Sturm-Vergangenheit, Oliver Kreuzer, einen neuen Trainer sucht, könnte nicht ganz falsch liegen. Dass Kreuzer nach der erfolgreichen Grazer Zeit mit Foda von 2008 bis 2011 samt Meistertitel  Interesse an einer Neuauflage zeigt, bedeutet keine Überraschung. Zumal Foda ständig mit deutschen Interessenten am „Flirten“ ist. Das wird auch in der Sturm-Führungsetage nicht gerne gesehen, die Foda laut deutschen Medien schon um Vertragsauflösung gebeten haben soll. Sturms Sportchef Günter Kreissl dementiert, Foda auch. Da besteht Einigkeit.

 

 

 

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