Fußball

Nur der erste Sieg in Belfast ist der Beweis für Fodas guten Weg

Zum bereits elften Mal trafen sich Freitag Abend Österreichs Fußball-Legenden auf Einladung der Meistermannschaften des LASK (1965) und VOEST Linz (1974) im Linzer Casineum. Mit Hilfe von 30 Sponsoren organisierte Dolfi Blutsch wieder eine Veranstaltung, die sich sehen lassen kann, bei der sich  auch Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer wohl fühlte. Natürlich ein Gesprächsthema bei rot-weiß-roten Allzeitgrößen wie Alfred Körner, dem WM-Dritten von 1954, Welt-und Europacupsieger Franz Hasil, Hans Buzek, Walter Skocik, Rudi Flögel, Sepp Stering, Argentinien-Held Willi Kreuz und vielen anderen: Die Enttäuschung durch das Nationalteam am Abend zuvor bei der Nullnummer gegen Bosnien. Eigentlich alarmierend, dass viele zugaben, sich das Match mangels Interesse gar nicht im Fernsehen oder live angesehen zu haben. Andere aus Verärgerung, weil sie der ÖFB nicht mehr wie bis vor zwei Jahren einlädt. Die das 0:0 trotzdem sahen, fanden wenig positives, kritisieren Teamchef Franco Foda am meisten, weil er den 35jährigen Marc Janko zurückholte.

Viel trauen sie dem Team auch Sonntag im Windsor-Park von Belfast nicht zu. Dort hat Österreich in bisher vier Spielen zwischen 1983 und 2005 vier Niederlagen bezogen. Es begann 1983 mit einem 1:3 der ersten Niederlage in der EM-Qualifikation nach zuvor fünf Siegen und einem Unentschieden. Als Österreich auch mit einem Bruno Pezzey, Herbert Prohaska, Walter Schachner und Hans Krankl kein Mittel gegen die Wucht der Nordiren fand. Acht Jahre stand beim 1:2 das Scheitern in der EM- Qualifikation bereits fest, war Didi Constantini interimistisch Teamchef. Torschütze war Leo Lainer, der Vater des Salzburger Verteidigers, der Sonntag Fixstarter ist. 1995 hätte Österreich mit einem Sieg im Windsor-Park das EM-Ticket für 1996 in England erobern können, ging jedoch im strömenden Regen mit 3:5 unter, kam nie in Siegesnähe, lag 0:3, 1:4 und 2:5 zurück. Zu den Verlieren gehörten Peter Stöger, Andras Herzog, Didi Kühbauer, Toni Polster und Markus Schopp, der Österreichs erstes Tor erzielte. Neun Jahre später traf der aktuelle Hartberg-Trainer zweimal, als Österreich in Belfast einem Sieg so nah wie nie zuvor kam.  Nach dem zweiten Schopp-Treffer führte Österreich bis zur 94.Minute 3.2, ehe noch der Ausgleich fiel. Legendär das Interview von Hans Krankl danach. Der über den schwachen australischen Referees Mark Shield empörte Teamchef schuf das Wort „irreregulär“, das Kultstatus bekam.

Bringt Österreichs fünf Spiel in Belfast den ersten Punkt, gar den ersten Sieg, an den keiner nach der schwachen Offensivleistung in den letzten vier Spielen mit nur einem erzielten Tor so recht glauben kann? Darin liegt auch für Foda die einzige Chance, zu zeigen, dass er mit seiner Einschätzung, wonach die Spieler keinen Grund haben, an sich zu zweifeln, richtig liegt: „Man soll jetzt nicht alles schlecht reden. Wir sind schon auf einem gutem Weg, ohne dass sich das derzeit in den Ergebnissen ausdrückt“, behauptete  Foda selbstsicher trotz 0:0 gegen Bosnien. Aber Fußball ist halt nun einmal ein Resultatssport. Der Teamchef erwartet, dass die Nordiren 90 Minuten Power machen, mit langen Bälle operieren und Pressing betreiben werden. Diesmal anders als in Wien wieder mit dem 31jährigen Kyle Lafferty, ihrem durchschlagskräftigsten Stürmer in Diensten der Glasgow Rangers. Daher wird es gegenüber der Donnerstag-Enttäuschung Umstellungen geben.

Eine machte Foda schon offiziell:Der 21jährige Salzburg-Mittelfeldspieler Xaver Schlager (Bild oben), einer der Debütanten der Ära Foda, der Donnerstag nach der Einwechslung in der zweiten Hälfte für mehr Schwung sorgte, wird erstmals in einem Bewerbspiel beginnen. Es wäre keine Überraschung, sollte Stefan Ilsanker zurück in die Mannschaft kommen. Entweder, weil Foda gegen die hohen Bälle der Nordiren mit einem dritten Innenverteidiger zu Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger operieren  oder weil er mit dem Salzburger Leipzig-Legionär die Zweikampfstärke im Mittelfeld vergrößern will: „Wir müssen von der ersten Minute an hellwach sein, um zu  gute Balleroberungen  zu kommen“ forderte Foda, um zu versichern: „Ich bin weiter von meinen Spielern überzeugt.“ Deren Erwartungen? „Wir müssen wieder in einen Flow kommen, das muss in Belfast das Ziel sein“,  sagte Hinteregger. Wird ein Stück harter Arbeit. Auch um sich in der Tabelle der Zweiten in den vier Gruppen der Liga B, in der Österreich nach drei Partien hinter Wales Zweiter ist, gut zu positionieren. Denn wenn einer der vier B-Gruppensieger (fix Bosnien, Dänemark, Ukraine) die Qualifikation für die EM auf direktem Weg schafft, rückt der bestplatzierte Zweite ins Play-off um die EM-Tickets nach. Gelingt es sogar zwei, wären die zwei besten Zweiten dabei. Also braucht Österreich Punktezuwachs: „Ein Sieg wäre perfekt“, sagte Foda bei der Abschlusspressekonferenz im Windsor-Park mit einem Lächeln, das Optimismus andeutete.

 

 

Foto: Sport.orf.at.

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