In Deutschland liegt ein Traditionsklub schwer angeschlagen am Boden. 1860 München, vom emotionellen Umfeld durchaus mit Rapid zu vergleichen, flog durch die 0:2-Heimniederlage gegen Jahn Regensburg vor 62.000 Zuschauern, begleitet von Fan-Ausschreitungen, nach dreizehn Jahren aus der zweiten Liga. Nach zwei Trainerwechseln in dieser Saison. Mit dem Portugiesen Vito Pereira, zuvor Meistertrainer bei Olympiakos Piräus in Griechenland und beim FC Porto, folgte der Fall ins Bodenlose. Der vor zwei Monaten mit viel Aufsehen vom FC Liverpool geholte Geschäftsführer Ian Ayre trat vor dem Match zurück, fehlte im Stadion. Und das alles passierte trotz 60 Millionen, die der jordanische Investor Hasan Ismaik in den letzten Jahren in den Verein pumpte. Das Sommer-Trainingslager in Windischgarsten haben die „Löwen“ zwar schon gebucht. Aber kommen sie überhaupt noch? „Wir waren in dieser Saison nie hundertprozentig am Platz“, bekannte Michael Liendl, der Steirer im Dress von1860 München, der sich auch viel Kritik gefallen lassen musste. Sein Vertrag endet, er ist kostenlos frei. Möglich, dass der 31jährige nach Österreich zurückkehrt. Aufsteiger LASK oder Sturm Graz gelten als Anwärter.
Im Hotel Dilly in Windischgarsten ist für Juli auch Rapid eingebucht. Es gibt anders als bei 1860 keine Zweifel, dass Grün-Weiß wieder in Oberösterreich trainieren wird. Egal wie Donnerstag das Cupfinale gegen Salzburg in Klagenfurt endet. Rettung der Seuchensaison samt drei Trainerwechseln und einer Veränderung beim Sportchef durch den ersten Sieg über Salzburg seit sieben Spielen, seit dem 2:1 am 1.August 2015 in der Ära von Zoran Barisic, damit erstmals seit 1995 Cupsieger, erstmals mit dem 16,45 Kilogramm schweren und 70 Zentimeter hohen Pokal des Italieners Silvio Gazzaniga jubeln oder Europacuppause? Titelverteidiger Salzburg betont den größeren Druck, der auf Rapid lastet, wenn sie Salzburg Serie von 23 Cuppartien hintereinander ohne Niederlage beenden, dem Meister die historische Chance auf den vierten Cupsieg und das vierte Double hintereinander nehmen wollen. „Ich mache mir keine Sorgen um unsere Zukunft, egal wie das Finale ausgeht“, betont Sportchef Christoph Freund. Mittelfeldas Valon Berisha findet: „Wenn wir das Finale gewinnen, ist das für Rapid eine Katastrophe. Eigentlich sind wir doch die bessere Mannschaft.“ Auf jeden Fall dank Typen wie Stefan Lainer, Konrad Laimer, Diadie Samessekou, Wanderson, Valentino Lazaro oder den Sükoreaner Hwang die schnellere. Zu schnell für Rapid?
Der Aussenseiter logierte seit Dienstag im Sonnenhotel am Hafnersee. Es ist eine Art Familienausflug: Der komplette Kader ist dabei, auch die komplette Geschäftsstelle. Mit dem fünften Finale in Klagenfurt verabschiedet sich Cupsponsor Samsung, Uniqua steht als Nachfolger fest. Es endet auch der Vertrag zwischen Klagenfurt und dem ÖFB als Finalort, dennoch soll es laut ÖFB-Veranstaltungschef Bernhard Neuhold 2018 ein sechstes Cupfinale am Wörther See geben. Rapid setzt auf die Unterstützung von mehr als 10.000 Fans, die in die Lindwurmstadt kommen. Der harte Kern trifft sich um 17.15, marschiert als grüne Wand vom bekannten Miniaturenpark Minimundus im Corteo zum Wörthersee-Stadion. Da wartet auch auf die Klagenfurter Polizei einige Arbeit. Insgesamt waren bis Mittwoch Abend 18.000 Karten verkauft. Unter den 600 VIP-Gästen sind auch Sportminister Hans Peter Doskozil, Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, Ski-Olympiasieger Matthias Mayer und TV-Star Armin Assinger.
Rapid verdiente in dieser Cupsaison an Prämien 245.500 Euro, Salzburg 7000 mehr. Schiedsrichter ist der 37jährige Markus Hameter aus Niederösterreich. Sein fünftes Match zwischen Salzburg und Rapid. Bisher gewannen beide Teams je einmal, gab es zwei Unentschieden. Louis Schaub und Max Wöber trainierten seit Montag schmerzfrei mit, es könnte mit ihnen klappen. Dass Dienstag Abend in Klagenfurt Stefan Schwab mit Goran Djuricin zur Pressekonferenz kam, lässt den Schlsss zu, dass Steffen Hofmann nicht beginnen wird. Für Sportchef Fredy Bickel geht nach dem Endspiel aber die Arbeit erst richtig los. Für einen Kader mit entweder 25 Mann (bei Cupsieg) oder 23 ohne Europa League-Qualifikation. Es wird ähnlich schwer wie Salzburg zu schlagen, Spieler mit laufenden Verträgen zu überreden, Rapid zu verlassen. Sein Leitbild für das Finale fand Bickel letzte Woche im Wiener Metropol bei einem Konzert des bekannten steirischen Sängers Gerd Steinbäcker. Beim Refrain seines bekannten Hits „Es kommt wieder a Sommer“, der da heißt: „Es kommt wieder a Sommer und der fangt die dann auf. Ich weiss, des klingt ziemlich flach, doch i schwör absolut drauf.“ Als Cupsieger ginge das sicher besser.