Platz sieben verteidigen, denn Leverkusen, Schalke und wahrscheinlich Gladbach werden mit Macht kommen-diese realistische Devise gab Peter Stöger zum Start der Wintervorbereitung des 1. FC Köln aus. Und keiner widersprach ihm. Trotz Aufrüsten der Konkurrenz, der Verpflichtung von Guido Burgstaller und Holger Badstuber durch Schalke, des französischen Abwehrspielers Thimothee Kolodziejczak von Europa League-Sieger Sevilla durch Gladbach, des Aufrüstens von VW-Werksklub Wolfsburg, bei dem der neue Manager Olaf Rebbe von der 48 Millionen-Ablöse für Julian Draxler von Paris St. Germain knapp 30 in die drei Neuen Richedly Bazoer von Ajax Amsterdam, Yunnus Malli von Mainz und Paul Georges Nteb von Rennes investierte, gibt´s von Köln keine Aktionen. Wie von Sportvorstand Jörg Schmadtke nach seiner Rückkehr aus der Karibik mit Stöger vereinbart, der auf alle Meldungen mit dem spanischen Defensivspieler Merino als mögliche Leihgabe von Dortmund nur sagte: „Kein Stress. Die Transferzeit wird mich keine schlaflosen Nächte kosten“ Auch jetzt nicht, als englische Gazetten meldeten, Tabellenführer Chelsea sei heiß auf Jonas Hector, Kölns einzigen deutschen Teamspieler. Egal, was es koste.
In Wahrheit ist bei Köln, Schmadtke und Stöger etwas anderes Programm: Einheimische Spieler! Kein anderer Verein hat mehr im Kader. Ein Wiener Trainer musste kommen, um das in seiner vierten Saison beim FC in die Tat umzusetzen. Acht in der Domstadt geborene kölsche Frohnaturen sorgen für lockere Stimmung in der Kabine und Zusammenhalt. Der Artikel elf des Kölschen Grundgesetzes heißt ja: „Do laachs de disch kaputt!“ Auf hochdeutsch: Da lachst du dich kaputt. Aber beim FC ist der kölsche Dialekt fast die Amtssprache.
Von den acht holten Schmadtke und Stöger drei nach Köln zurück.“ Die Rückkehrer sind jetzt der einzige Winterkauf Christian Clemens, den Köln aus wirtschaftlichen Gründen verkaufen musste, als Stöger im Sommer 2013 anfing. Jetzt landete er via Schalke und Mainz wieder bei Köln, kostete 2,75 Millionen Euro, erzielte beim 1:0 im ersten Wintertest gegen Bochum das goldene Tor. Die anderer Heimkehrer sind Mittelfeldspieler Marco Höger (kam 2016 von Schalke) und der derzeit mit einem Kreuzbandriss zum Zusehen verurteilte Marcel Risse, der vor vier Jahren auch aus Mainz in seine Geburtsstadt zurückkam. Er trägt sogar ein Tattoo vom Wappen des Kölner Stadtteils Kalk. Weil er in dieser Saison nicht mehr spielen kann, kam Clemens.
Die anderern aus der Kölner Fraktion: Die Torhüter Timo Horn (23), Thomas Kessler (30) und Sven Müller (20), die Mittelfeldspieler Salih Özcan (18) und Marcel Hartel (20). Bis auf Kessler kommen sie aus dem eigenen Nachwuchs. Wurzeln und Tradition sind in Köln nun einmal sehr wichtig. Ein Teil der Fans identifiziert sich noch mehr mit den Spielern, wenn sie aus der Stadt kommen. Für Stöger und Schmadtke wird bei einem Spieler immer das fußballerische Können am wichtigsten bleiben, erst dann kommt die Herkunft. Aber wenn die Entscheidung zwischen zwei gleich starken Spielern fällt, genießt der „Kölsche Jung“ schon einen Vorteil. Und so trainiert der Wiener Stöger den kölschesten FC aller Zeiten. Der Klub ließ zu dieser Saison auch alle Imbisskioske im Stadion in den Stil der traditionellen Kölner Büdchen umbauen…