Geschenkschachteltag heißt ins Deutsche übersetzt der Boxing Day. An dem im britischen Commonwealth traditionell nach Weihnachten die Bediensteten von Ihren Arbeitgebern beschenkt werden. Die Fußballfans mit einer Runde am zweiten Feiertag, von den ersten Liga abwärts bis zur fünften. Ein Termin, der sich auf der Insel großer Beliebtheit erfreut. Volle Tribünen. Touristen in London legen am Schwarzmarkt einiges für Karten der Spiele von Arsenal oder Chelsea ab, fahren sogar nach Liverpool oder Manchester. Sowohl 48 Stunden nach Weihnachten als auch fünf Tage später. Acht Spiele zu Silvester, zwei am Neujahrstag. In Deutschland mehren sich die Stimmen, es beim Boxing Day den Engländern nachzumachen.
Der einzige Österreicher, der am Boxing Day spielt, wäre bereits zu Mittag um 13.30 Uhr Sebastian Prödl mit Watford. Wenn da nicht die Folgen des Bluterguss wären, der ihn in der letzten Runde vor Weihnachten in Sunderland nach einer halben Stunde zum Ausscheiden zwang: „Es könnte sich noch ausgehen“, glaubte der Abwehrchef mit der Erfahrung eines Routiniers. Platz zwölf ist nicht das, was sich der Steirer in der zweiten Saison nach dem Aufstieg vorstellt: „Wir müssten von den Leistungen her besser dastehen, haben zu viel verschenkt.“ Da dachte er an die Niederlagen in Sunderland, gegen Aufsteiger Burnley und daheim gegen Stoke und Marko Arnautovic, der auf Grund seiner Sperre heuer nicht mehr spielen wird. Wird Prödl fit, wartet auf ihn an der Vicarage Road ein kleines Londoner Derby gegen den Traditionsklub Crystal Palace, der fünf Punkte hinter Watford liegt. Dort feiert Sam Allardyce seinen Trainereinstand. Dessen Teamchefära bei England nach der Euro nur ein Spiel lang (1:0 gegen die Slowakei in Trnava) dauerte. Dann wurde ihm zum Verhängnis, dass er Reportern, die sich als Vereinsvertreter ausgaben, bereitwillig Tipps zur Umgehung der Transferregeln gab. Ein halbes Jahr später beginnt die Rettungsmission bei Crystal Palace.
Zweieinhalb Stunden nach Watford kommen Tabellenführer Chelsea, für den es daheim an der Stamford Bridge gegen Bournemouth ohne die gesperrten Diego Costa und Kante darum geht, das Dutzend voll zu machen, den zwölften Sieg in Serie zu feiern, und Meister Leicester, allerdings ohne Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs wegen einer Gelbsperre dran. Er bekam von Trainer Claudio Ranieri nach der Aufholjagd in Stoke von 0:2 auf 2:2 einige Tage frei, flog zur Familie nach New York, kam am Tag vor Weihnachten wieder zum Training zurück. Da gab´s von Ranieri trotz Sperre kein Pardon. Dass Leicester nach dem sensationellen Meistertitel diese Saison nicht mehr so von der Spitze lachen wird, war allen klar. Aber Platz 15, nur drei Punkte vor dem ersten Abstiegsrang (Sunderland) ist geradezu desaströs. Geschuldet peinlichen Pleiten gegen Hull, Bournemouth oder daheim gegen West Bromwich. Im King Power Stadium bietet sich Leicester die Möglichkeit, am Boxing Day gegen Everton sowie zu Silvester gegen West Ham (wieder mit Fuchs) Schritte in Richtung gesichertes Mittelfeld zu machen. Allerdings beide Male ohne den nach seinem Ausschluss in Stoke gesperrten Torjäger Jamie Vardy. Noch Pause hat Kevin Wimmer. Tottenham muss erst Mittwoch Abend in Southampton ran.
