Fußball

Wer zahlt zwei Millionen für Entrup? Braucht Salzburg wirklich Daniliuc?

Bei der Präsentation der Bundesliga vor der Frühjahrssaison in der Wolke 21 des Saturn Tower gab es nichts, was einen vom Sessel riss. Bei Schlusslicht Austria Lustenau ist laut Sportdirektor Alexander Schneider jetzt Pragmatisus gefragt. Warum nicht schon viel früher? Red Bull Salzburg wurde von der Konkurrenz wie gewohnt zum Favoriten erklärt. Von LASK-Sportchef Radoslav Vujanovic auch für den Schlager im Cupviertelfinale am Freitag in Linz, von Andreas Schicker, seinem Kollegen bei Sturm Graz, für den Titelkampf. Christian Puff, der Vizepräsident von Wolfsberg, gab zu, man habe sich noch nicht genau überlegt, was mit den Millionen, die der Verkauf von Torjäger Mo Bamba an das französischen Schlusslicht Lorient brachte, geschehen wird. Einen großen Einkauf von Wolfsberg wird es im Winter nicht geben. Aber einen großen Verkauf bei Hartberg, von Max Entrup. Obmann Erich Korherr gestand Dienstag erstmals, dass sich um den Torjäger etwas tut. Indem er meinte, er könne nicht garantieren, dass Entrup am 7. Februar noch Hartberg-Spieler sein wird. Wie es aussieht, wird er es bereits Mittwochabend nicht mehr sein. Es bahnt sich ein Rekordtransfer an, der so viel Geld wie noch keiner zuvor in die Kassen des Oststeirer spülen soll.

Man hört von zwei Millionen Euro oder sogar etwas mehr. Das sind die Summen, die Markus Schopp, der Trainer und Sportchef, aufrief. Nur wer zahlt so viel für den 26 jährigen Torjäger? Das würde eher auf einen Klub der zweiten englischen Liga, der Championship, hindeuten als auf einen aus Deutschland. Aber wenn der Teufel nicht im letzten Detail liegt, dann ist es nicht Ipswich, wo Interessse bestand, sondern doch Holstein Kiel. Der Aufstieg it das deklarierte Ziel der Norddeutschen, die zwei Niederlagen in der Rückrunde ohne die verletzten besten Torschützen, ohne den Ex-Austrianer Benedikt Pichler, der wegen seiner Schambeinentzündung in Salzburg bei Franz Leberbauer behandelt wird, und Fiete Arp, sorgten für Handlungsbedarf. Mit Entrup ist Kiel einig, mit Hartberg steht dies bevor. Kiel verpflichtete bereits um 600.000 Euro den schwedischen Stürmer Alexander Bernhardsson um 600.000 Euro. Entrup kostet entscheidend mehr: Einen siebenstelligen Fixbetrag, der über einer Million liegt, bei Aufstieg noch ein Bonus, mit dem die Vorstellungen von Schopp dann in die Tat umgesetzt werden. Ein Riesendeal, wenn man bedenkt, dass Entrup im Sommer keine Ablöse kostete, als er aus der Regionalliga Ost von Marchfeld kam. Anderseits verlor Hartberg damit den zweiten Leistungsträger nach dem zu Rapid gewechselten Christoph Lang. Korherr kündigte an, dass Hartberg einen Ersatz für Entrup holen wird. Vom internationalen Markt wohl eher nicht. Aber wer weiß, vielleicht haben die Hartberg-Scouts einen „neuen Entrup“ in der Regionalliga entdeckt.

Korherr deute den Entrup-Transfer an, Salzburgs Sportchef Bernhard Seonbuchner sagte hingegen zu allen Meldungen aus Italien, wonach der Meister von Salernitana, dem Letzten der Serie A, den 22 jährigen Innenverteidiger Flavius Daniliuc auf Leihbasis holen wird, etwas kryptisch: „Wir können nicht alle Gerüchte umsetzen!“ Aber das um Daniliuc (im Bild gegen Napolis Torjäger Victor Osimhen) vielleicht doch. Salernitanas Trainer Filippo Inzaghi kündigte Montag nach dem 1:2 gegen Roma, bei dem der Österreich durchspielte, den Abschied von Daniliuc an, den die Italiener 2022 um 5,8 Millionen vom FC Nizza verpflichteten. Salernitana hat schon Daniliucs Nachfolger parat, mit dem der Klub bessere Chancen sieht, dem Abstieg zu entgehen: Jerome Boateng, den 35 jährigen Weltmeister von 2016, der nach zwei Saisonen bei Lyon in Frankreich seit Sommer vereinslos war. Braucht Salzburg Daniliuc wirklich, obwohl Oumar Solet auch im Frühjahr den Salzburger Dress tragen wird?

Solet und der Serbe Strahinja Pavlovic gelten im Abwehrzentrum als gesetzt. Die Nummer drei in der Hierarchie der Innenverteidiger, Samson Baidoo, fällt hingegen mindestens noch sechs Wochen aus. Daher das Thema Daniliuc. weil bei den anderen Innenverteidigern in Salzburgs Kader es Bedenken gibt:  Bryan Okoh stand knapp vor dem Debüt im Schweizer Nationalteam, ehe seine Verletzungs-Pechserie begann. Er hat fast zwei Jahre lang nicht gespielt. Der Deutsche Leandro Morgalla ist zwar im Zentrum „verwendbar“, aber eher ein Außenverteidiger. Daher Daniliuc, der im März sein bisher einziges Länderspiel für Österreich bestritt, einen überraschend hohen Marktwert von sieben Millionen hat. Er zählt zu den österreichischen Spielern der deutschen Agentur Sports 360 von Volker Struth. So wie Leipzig-Legionär Nicolas Seiwald, neuerdings auch Alexander Prass und Dejan Ljubicic.

Foto: Bild/Witters.

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