Fußball

Werder Bremen in St.Pölten: Ging es auch um Riegler?

Hoher Besuch am letzten Samstag in St.Pölten: Werder Bremens technischer Direktor Thomas Schaaf (im Bild rechts) und Sportvorstand  Frank Baumann (zweiter von links) sahen 24 Stunden vor Werders 1:2 in Mainz mit Andreas Blumauer, dem General Manager des Tabellendritten, das 2:2 gegen den LASK. Offiziell auf eine von Blumauer bei einem Besuch in Bremen ausgesprochene Einladung. Das Bild stand auch auf St.Pölten Homepage. Aber da Werders Scouting-Chef Tim Steidten Schaaf, der von 1999 bis 2013 Werders Trainer mit einer  Superbilanz  war (einmal Meister, zweimal Cupsieger, fünfmal in der Champions League, einmal im Finale des UEFA-Cups), und Baumann nach St.Pölten begleitete, soll es auch einen sportlichen Hintergrund gegeben haben. Und Christoph Riegler heißen.

Schaafs Meinung  wird in Bremen sehr geschätzt. Fakt ist, dass Werder auf der Suche nach einem Tormann ist. Die klare Nummer eins ist der letztes Jahr verpflichtete 26jährige Tscheche Jiri Pavlenka, einer der besten in der Bundesliga. Um ihn gibt´s auch wegen seiner 1,96 Meter Spekulationen über Anfragen aus Englands Premier League,die bereits bei Baumann auf dem Schreibtisch waren. Da könnte eine Millionengeschäft für Bremen winken. Mit dem heuer von Nottingham geholten Riesen Stefanos Kapino handelte sich Werder einen Pechvogel ein. Der Grieche ist dauerverletzt. Bleibt der 39jährige Tscheche Jaroslav Drobny als eiserne Reserve. Also besteht Handlungsbedarf, sucht der Sechste der Bundesliga eine verlässliche Nummer zwei, die im Jänner verpflichtet werden soll. Österreicher stehen in Bremen seit Andi Herzogs Zeiten in den Neunzigerjahren hoch im Kurs. Mit Florian Kainz, Martin Harnik und Bayern-Leihgabe Marco Friedl stehen derzeit drei unter Vertrag.

Wie auch immer, kam Riegler auf Werders Radar. Seine Superreaktion bei St. Pöltens Niederlage in Wolfsberg konnte man europaweit auf vielen TV-Kanälen bewundern. Zu Jahresbeginn hatte es für St.Pöltens Kapitän  noch gar nicht so gut ausgesehen wie jetzt. Da stand ein Tausch gegen Rapids Nummer zwei, Tobias Knoflach, im Raum, sass er sechs Spiele nur auf der Bank. Mit dem Amtsantritt von Didi Kühbauer gab´s keine Zweifel mehr an dem 26jährigen gebürtigen Ybbser. Auch jetzt versichert Kühbauer in seiner Ehrlichkeit, er werde Riegler immer dankbar sein: „Denn ohne seinen Leistungen hätte ich möglicherweise jetzt nicht den Job bei Rapid.“ Soll bedeuten: Ohne dem Rückhalt im Tor wäre weder der Klassenerhalt via Relegation noch der unerwartete Höhenflug möglich gewesen.

Im Juli bekam Riegler bei St.Pölten nach Wolfgang Knaller mit Jürgen Macho einen anderen Ex-Teamtorhüter als Spezialtrainer. Das funktioniert gut: Nur 12 Tore in 13 Runden kassiert. So hat der verlässliche, reaktionsschnelle, 1,86 Meter große Riegler nach insgesamt 257 Spielen für St.Pölten auch einen Traum: Den Sprung in Österreichs Teamkader schaffen. Den wird ihm Franco Foda vor den entscheidenden zwei Spielen in der Nations League vermutlich nicht erfüllen. Aber bei St.Pölten würde Riegler mehr im Blickpunkt bleiben als bei Werder Bremen auf der Bank. Pavao Pervan erfüllte sich letzten Sommer mit dem Wechsel vom LASK zu Wolfsburg zwar den Traum von der deutschen Bundesliga, verbesserte es sich finanziell, kam auch zu einem Einsatz, aber steht nicht mehr im Teamkader. Sollte Werder Bremen bei Riegler, dessen Vertrag bis 2020 läuft, Ernst machen, müsste er sich zwischen Geld und Teamchance entscheiden.

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